2021 brauchten Franzi und Fabian einen kompletten Neuanfang. Da haben die beiden Blogger beschlossen, ihr altes Leben aufzugeben und die gesamte Welt mit dem Fahrrad zu bereisen.
Was wie eine verrückte Schnapsidee klingt, wurde für die Fahrradlaien zu einem inspirierenden Abenteuer. Und dabei lief sicher nicht immer alles nach Plan.
Der Start in ein neues Leben
Hallo, wir heißen Franzi und Fabian – und gemeinsam sind wir die Bike-Blogger Quit & Go. Im Jahr 2021 haben wir beschlossen, in ein neues Leben zu starten – selbstbestimmter, zufriedener und gesünder.
Unser Ziel: eine große Fahrradweltreise. Das Abenteuer startet ganz ohne Training, mit geringem Fahrrad-Know-how und einigen Kilos zu viel auf den Hüften. Aber eben auch mit einer großen Portion Motivation und der nötigen Naivität im Gepäck. Das Verrückte: Vor unserer Reise haben wir beide unsere unbefristeten und sicheren Jobs aufgegeben, unsere Wohnung verlassen und unser gesamtes Hab und Gut verkauft oder verschenkt.
Wir haben davon geträumt, aus unserem Alltag auszubrechen und in ein neues Abenteuer zu starten. Zuvor waren wir noch nie auf einer Radreise, Campingerfahrungen beschränkten sich auf Zeltlager in der Jugend und keiner von uns beiden wusste, wie man ein Fahrrad repariert.
Natürlich waren auch unsere Freunde erstmal skeptisch. Sie fanden unsere Pläne zwar aufregend, trauten uns die Tour aber ehrlicherweise gar nicht zu – das hat man gespürt. Unsere Eltern reagierten ähnlich und versuchten, uns die Reise noch auszureden. Doch wir wollten es uns und allen anderen beweisen. So haben wir uns getraut, uns ohne konkretes Ziel auf die Radweltreise begeben.
Aller Anfang ist schwer
Direkt zu Beginn unserer Reise machte sich unsere fehlende Erfahrung bemerkbar. Wir fuhren in Deutschland, nahe Osnabrück, im April 2021 los. Alles war neu und aufregend, doch unsere Tagesetappen beschränkten sich zu dieser Zeit auf 25 bis 35 km. Wir benötigten Stunden, um einen Platz für unser Zelt zu finden, schließlich hatten Campingplätze und andere Unterkünfte aufgrund der Pandemie geschlossen. Doch schon am dritten Tag fühlten wir uns wie in einem Sog: Es passierte so viel in so kurzer Zeit. Besonders die Gastfreundschaft neuer Bekanntschaften auf dem Weg beeindruckte uns – und so verbrachten wir während unserer ersten Reisetage bereits Nächte in einem Museum und einem Gewächshaus.
Der erste Meilenstein war Anfang Mai die tschechische Landesgrenze, die wir auf dem Elberadweg bei Bad Schandau passierten. Zwischendrin mussten wir umplanen, zum Beispiel wegen der Quarantäneregeln in den Niederlanden. In Tschechien angekommen, kamen die ersten Höhenmeter auf uns zu. Der Abschnitt führte uns deutlich vor Augen, dass wir unsportlich und wenig trainiert zu unserer ersten Radreise aufgebrochen waren. Und doch ließen wir uns davon nicht entmutigen.
Bei wechselndem Wetter erreichten wir unsere erste Metropole, Prag, und kamen in den Genuss gastfreundschaftlicher Warmshowers. Auch im Folgenden zeigte sich Tschechien abwechslungsreich – sehr hügelig, waldreich und mit wunderschöner Natur. Beim Wildcampen hielt das Land auch die ein oder andere tierische Begegnung für uns bereit, zum Beispiel eine Bache mit sechs Frischlingen, die unser Zelt belagerten.
Eine atemberaubende Reise zu mehr Selbstzufriedenheit
Unser Plan führte uns westwärts: durch die Niederlande, Belgien, Frankreich, Spanien und zunächst bis nach Portugal. Wir fuhren in den Niederlanden durch wunderschöne Dünenlandschaften und verbrachten viele Campingnächte zwischen Hühnern und Kühen auf einem der vielen Bauerncampings. In Antwerpen machten wir zwei Tage Pause und erkundeten die Stadt. Besonders stolz waren wir, als wir am Meer in Frankreich ankamen.
Es war ein unbeschreiblicher Moment für uns, das erste Mal an der Steilküste zu stehen. Den Atlantik würden wir nun auch noch erreichen, völlig klar. Als wir an der französischen Küste eintrafen, steigerte sich auch unser Selbstvertrauen und auch unsere Muskeln und unsere Kondition hatten sich spürbar ausgebaut. Ließen uns die Höhenmeter in Tschechien noch fluchen, fuhren wir die französische Steilküste zwar immer noch schwitzend, aber mit deutlich mehr Freude rauf und wieder herunter.
Ein Schockmoment und das größte Hindernis der Tour
Doch kurz bevor wir unser sechstes Radreiseland – Spanien – erreichten, war auf einem Campingplatz in Biarritz im Südwesten Frankreichs erstmal Schluss. Schon in Tschechien, kurz nach dem Beginn unserer Reise, hatten sich bei Fabian teilweise sehr starke Rückenschmerzen bemerkbar gemacht. Es besserte sich nicht – und so ordnete man in Biarritz ein CT an. Das Ergebnis schockierte uns und plötzlich stand unsere Weiterreise auf ganz dünnem Eis.
Denn bei Fabian wurde ein linksseitiger Bandscheibenvorfall entdeckt. Wir mussten zwei Wochen pausieren. Doch wir ließen uns nicht entmutigen und wollten weiterfahren. Fabian sprach mit Ärzten und bekam schließlich grünes Licht. Zum sogar förderlichen Fahrradfahren kamen gezielte Bauch- und Rückenübungen sowie der Versuch, seinen Rücken vor allem beim Zeltaufbau und Taschentransport möglichst zu entlasten. Bei der Pyrenäenüberquerung hatten wir knapp 1.000 Höhenmeter bei 12 km Aufstieg vor uns. Mit viel Muskelkraft und geschwitzt wie nach einem Saunaaufguss schafften wir den Weg, ohne dass einer von uns das Rad auch nur einen Meter schob.
Nach vielen neuen Eindrücken ging es bis nach Portugal, wo uns am Atlantik zwischen tosenden Wellen, langen Stränden und verborgenen Höhlen bewusst wurde, dass unsere Reiseentscheidung trotz aller Hindernisse genau richtig war. Und so geht das vielleicht aufregendste Jahr, das wir je erlebt haben, zu Ende. Gerne darf es so weitergehen – wenn auch pandemiebedingt erstmal nicht durch Afrika, sondern über Südspanien nach Sizilien und über Griechenland bis in die Türkei.
Das wahre Ziel unserer Weltreise
Eine solche Reise verändert nicht nur den Körper – sondern vor allem das Mindset. Materielle Dinge sind völlig unwichtig geworden. Natürlich haben wir uns nach langen Phasen ohne warme Dusche auch mal nach „Normalität“ gesehnt – aber nur so lange, bis wir wieder den Wind im Gesicht und den Asphalt unter den Rädern gespürt haben.
Wir haben gelernt, dass man „der Weg ist das Ziel“ nicht einfach als Floskel abtun sollte. Wir sind aufgebrochen und haben uns gesteigert. Ohne konkretes Ziel. Die 7.000 km auf dem Fahrrad, sieben Länder und sieben Monate kann uns niemand mehr nehmen. Die Zeit wirkt auf uns, als sei sie verflogen, als hätte sie die Länge eines Kinofilms gehabt, der sich in Windeseile abspult.
Doch eins glauben wir schon jetzt: Wenn wir in Asien ankommen, sagen wir bestimmt nicht „Reise geschafft, jetzt können wir wieder nach Hause fahren“. Stattdessen werden wir auch diesen Kontinent noch bereisen – natürlich mit dem Fahrrad. Dabei wollen wir all jene inspirieren, die schon mindestens einmal davon geträumt haben, aus dem Alltag auszubrechen. Wir möchten zeigen, dass es gar nicht so viel braucht, wie dir der Schweinehund weismachen möchte. Mit anderen Worten: Wenn wir das schaffen, dann schaffst du das auch. Also worauf wartest du?
Franzi & Fabian
Das BIKEBOOK liegt in gedruckter Form in unseren Filialen aus und wird üblicherweise jeder Bestellung in unserem Fahrrad Onlineshop beigelegt.
Das Magazin soll dich unterhalten, informieren und begeistern. Im Mittelpunkt steht natürlich das schönste Hobby und Fortbewegungsmittel der Welt. Das Fahrrad.
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