Gastbeitrag von Steffen Schneider
Es wird eng in den Städten
Die Coronakrise beschleunigt Entwicklungen, die vorher zwar schon sichtbar waren, aber in unserem Alltag kaum Beachtung gefunden haben. Die urbane Mobilität und dabei gerade die Rolle der Fahrräder in den Städten gehören mit dazu. Die aktuellen Beschränkungen haben uns die Ziele in der Ferne genommen und bringen viele Menschen dazu, jetzt mit dem Rad die nähere Umgebung zu erkunden. Und plötzlich wird vielerorts sichtbar, wie unzureichend unsere Infrastruktur dafür ist, wie wenig Platz Fußgängern und Radfahrern eingeräumt wird. Das verstärkt sich noch durch das 1,5-m-Abstandsgebot. Wie bitte soll das gehen?
Dieses neue Bewusstsein nutzen einige Städte für spontane Aktionen, die in langfristige Konzepte übergehen. Pop-up-Bikelanes entstehen – und die Planung ganzer Großstädte wird überdacht. Die Konzepte in Kopenhagen, Wien, Paris und Amsterdam, die lange schon ihren Fokus auf Fahrradverkehr gelegt haben, kennen viele. Aber plötzlich kommen die Meldungen auch aus anderen Städten: Brüssel plant, die Innenstadt auf Fuß- und Radverkehr auszurichten, und London will den Fahrradverkehr durch große Infrastrukturmaßnahmen verzehnfachen. Auch New York City, Sevilla, Barcelona, Rom und viele andere haben ähnliche Ziele. Kein Wunder, dass im Umfeld dieser Megastädte auch Berlin eine Rolle spielt.