Ein kontinentumspannendes Netz gut ausgebauter Fernradwege: die Vision des Europäischen Radfahrerverbands ECF ist beeindruckend! Jeder dieser EuroVelos soll mindestens 1.000 Kilometer lang, einheitlich beschildert und unter Berücksichtigung bereits vorhandener Radwege gebaut sein. Das ehrgeizige Vorhaben ist aktuell mit rund 86.000 Kilometern auf zehn Nord-Süd-Wegen, vier West-Ost-Wegen sowie zwei Rundwegen realisiert. Damit richten sich die EuroVelos nicht nur an Radtouristen. Auch Einheimische profitieren von der verbesserten Infrastruktur.
Zehntausende Kilometer durch Europa
Genauso wichtig wie die Förderung nachhaltiger Mobilität ist für das Projekt auch der Gedanke europäischen Zusammenwachsens. Ein EuroVelo muss daher immer mindestens zwei Länder umfassen und sollte einem Motto folgen. So haben die Routen oft ein (historisches) Thema: Die EuroVelos 3 und 5 folgen alten Pilgerpfaden und der EuroVelo 13 erkundet als Iron Curtain Trail auf über 10.000 Kilometern die ehemalige Grenze zwischen Ost und West von Finnland bis zum Schwarzen Meer. Der EuroVelo 2 befördert als „Hauptstadt-Route“ den europäischen Gedanken in zahlreiche Metropolen zwischen Dublin und Moskau.
Die Idee eines europäischen Wegenetzes mit einheitlichen Standards entwickelte der ECF bereits 1995 zusammen mit dänischen und britischen Partnerorganisationen. Seit 2007 ist der ECF allein für das Projekt verantwortlich, fungiert dabei aber eher als Koordinierungsstelle. Der Betrieb der einzelnen Abschnitte liegt bei lokalen Regierungsbehörden, kommerziellen Dienstleistern und NGOs. So sorgt die Marke EuroVelo für internationale Kooperation, fördert umweltfreundlichen Tourismus und bringt immer mehr Menschen dazu, ihren Urlaub auf dem Fahrrad zu verbringen.
Die Qual der (Routen-)Wahl
Die Auswahl einer EuroVelo-Tour beginnt natürlich mit deinen individuellen Vorlieben: Liegt der Reiz der Reise für dich in abgeschiedenen Strecken, die der schroffen Küste des nordeuropäischen Atlantiks folgen? Oder sollen es eher belebtere Gefilde unter südlicher Sonne sein? Die vielfältigen EuroVelo-Routen bieten dir eine großartige Möglichkeit, mit dem Rad durch Europa zu reisen!
Allerdings sind die EuroVelos kein lückenloses Netzwerk perfekt ausgebauter Radwege. Immerhin 56 % des Routennetzes verlaufen auf Neben-, 14 % auf Hauptverkehrsstraßen. Die verkehrsfreien Strecken belaufen sich ebenfalls auf 14 %, von denen aber nur etwas mehr als die Hälfte asphaltiert ist. Wenn du eine längere Tour planst, die über einen gut ausgebauten, regionalen Radweg hinausgeht, solltest du also kein Problem mit (teils starkem) Autoverkehr haben.
Ein weiteres Auswahlkriterium kann die Anreise zum Startpunkt der Tour sein. Immer mehr Radreisende verzichten der Umwelt zuliebe auf das Flugzeug. Dabei ist es leider oft schwierig, gute Bahnverbindungen mit Radtransport zu finden. Bei weit entfernten Einstiegspunkten ist es also am entspanntesten, An- und Abreise einfach als Teil des Urlaubs zu begreifen – und mit Zwischenstopps in spannenden Städten zu verbinden.
Vorbereitung für eine EuroVelo-Tour: So geht’s
So vielfältig wie die Streckenauswahl sind auch die Höhenprofile der EuroVelos. Vom entspannten Anstieg in den Niederlanden bis zur Alpenüberquerung ist alles dabei. Bei der Planung spielt also nicht zuletzt dein Konditionslevel eine wichtige Rolle – vor allem wenn du das Gepäck für eine längere Tour transportieren möchtest. Im Zweifelsfall kann eine schöne Tour natürlich auch als Anreiz dienen, gezielt dafür zu trainieren. Spätestens der Blick von einem soeben bewältigten Gipfel entschädigt dann für alle Mühen!
Denke daran: Deine Ausrüstung wird besonders auf längeren Touren stark beansprucht, nicht zuletzt da die Qualität der Strecken sehr unterschiedlich sein kann. Du solltest also Wert auf ein robustes Rad legen – bevorzugt ein Touren- oder Trekkingrad. Denn auch fertige EuroVelo-Abschnitte können zum Beispiel durch Naturschutzgebiete führen, deren Wege für Rennräder ungeeignet sind.
Im Internet findest du außerdem zahlreiche Packlisten für Radreisen: Von Ultralight bis zum komplett ausgestatteten Camper gibt es die unterschiedlichsten Ansätze. Unverzichtbar sind in jedem Fall Fahrradwerkzeug und Ersatzteile, sodass dein Rad bei einer Panne mindestens bis zur nächsten Werkstatt kommt. Bei der Kleidung solltest du jede Wetterlage bedenken. Und ganz wichtig sind natürlich ausreichend Verpflegung und wasserfeste Fahrradtaschen!
Nahezu unerlässlich ist auch ein GPS-Gerät. Manche Radreisende nutzen dafür ihr Mobiltelefon mit einer entsprechenden App. Die GPS-Tracks der Routen findest du auf Online-Plattformen und Blogs – oder du kaufst sie als Teil eines Reiseführers. Damit sind deiner Planungsfreude dann keine Grenzen gesetzt!
Hilfreich bei der Auswahl einer Strecke ist die offizielle EuroVelo-Website eurovelo.com. Hier findest du nähere Beschreibungen der einzelnen Abschnitte und ihren jeweiligen Ausbaustatus.
Genauere Informationen findest du auch in Reiseführern sowie Erfahrungsberichten in Online-Foren und auf Blogs. Ebenso bieten einige Radreiseanbieter gut beschriebene EuroVelo-Touren an. Oft können diese auch in geführten Gruppen gefahren werden – eine gute Lösung für alle, die nicht gern allein unterwegs sind.
Für eine erste EuroVelo-Tour empfiehlt der ECF den EuroVelo 6 entlang der Loire, dem Rhein und der Donau, vom Atlantik bis zum Schwarzen Meer. Die Route ist komplett beschildert, zeichnet sich durch ihre flache Topografie aus und bietet eine hohe Qualität an Fahrradinfrastruktur. Sie ist also ein sicherer und angenehmer Einstieg in längere Radreisen. Als kinderfreundlichste Route nennt der ECF den Rheinradweg EuroVelo 15.
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