Rennräder und besonders die Triathlonräder sind für die schnellen Stunden im Leben gemacht. Sie sind potente Waffen, wenn du den Kampf gegen die Uhr antrittst, dabei haben beide Radtypen viel gemeinsam – aber auch deutliche Unterschiede. Wann ein Rennrad reicht, ab wann du ein Triathlon Rad brauchst und worin sich beide Räder genau unterscheiden, haben wir für dich in diesem Ratgeber zusammengestellt.
Rennrad vs. Triathlonrad
Wenn du einer dieser verrückten Ausdauerathleten bist, denen ein Sport zu wenig ist, bietet dir Triathlon mit seinen beiden weiteren Disziplinen Schwimmen und Laufen zusätzliche Herausforderungen im Training und Wettkampf. Viele Rennradfahrer haben sich im Laufe ihrer aktiven Zeit schon einmal im Triathlon probiert, zum einen, um neue Reize zu setzen und zum anderen, weil es einfach naheliegend ist – schließlich ist das Radfahren der größte Part im Triathlon.
Einen Großteil deiner Kraft musst du als Rennradfahrer dafür aufbringen, den Luftwiderstand zu überwinden – genau da setzen Triathlon Räder an: Mit aerodynamisch optimierten Rahmen, Laufradsätzen und Anbauteilen kannst du in Verbindung mit einer ebenfalls aerodynamisch günstigen Sitzposition wertvolle Watt sparen, bzw. kannst du bei gleicher Leistung schneller fahren.
Doch trotz der Vorteile bei der Aerodynamik und der potentiell höheren Durchschnittsgeschwindigkeit ist das Triathlon Rad nicht automatisch für jeden Rennradfahrer die bessere Wahl – hier gilt es abzuwägen: Deine Ambitionen, die Streckenlänge, das Streckenprofil und nicht zuletzt dein Budget entscheiden darüber, ob dir ein Triathlon Rad die entscheidenden Vorteile bringt.
Damit dir die Entscheidung etwas leichter fällt, haben wir beide Bike Typen mit ihren Stärken und Schwächen in den jeweiligen Disziplinen gegenübergestellt.
🥇 Was ist ein Triathlonrad?
Triathlon Räder sind spezialisierte Rennräder und schnelle Zeitfahrmaschinen. Achtung – keine Zeitfahrräder! Zeitfahrräder unterliegen den Regeln der UCI und müssen dem Reglement entsprechen. Triathlon Räder unterliegen nicht den UCI Anforderungen, daher können die Hersteller seitens der Gestaltung und individuellen Lösungen ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Das betrifft neben aerodynamischen Elementen vor allem Möglichkeiten zur Aufbewahrung von Verpflegung und Ersatzmaterial.
Auf Triathlon Rädern gilt es, die zu bewältigende Strecke in der kürzestmöglichen Zeit zu absolvieren. Die Hauptbelastung für den Triathleten ist dabei die Kraft-Ausdauer – du solltest idealerweise auf der ganzen Strecke deine maximale Kraft aufbringen können, die du über die gesamte Fahrzeit aufrecht halten kannst. Die Geometrie und Gestaltung des Rades sollen dich dabei bestmöglich unterstützen. Ein langer Radstand sorgt für einen ruhigen Geradeauslauf, während große und flächige Rahmenprofile, sowie Hochprofillaufräder und optimierte Anbauteile den Luftwiderstand minimieren.
Der auffälligste Unterschied zum normalen Rennrad ist dabei die Gestaltung des Lenkers. Bei Triathlon Rädern ist ein Liegeaufsatz montiert, auf dem die Unterarme vor dem Oberkörper positioniert werden und der Rumpf in eine tief gebeugte Haltung gebracht wird. Die so verkleinerte Windangriffsfläche ermöglicht eine höhere Durchschnittsgeschwindigkeit als bei vergleichbarer Leistung auf dem Rennrad – je nach Trittleistung und Körperbau spricht man von einem Vorteil von ca. 2 bis 8 km/h im Schnitt gegenüber der Unterlenkerposition am Rennrad.
Ferner verfügt das Triathlon Rad über einen steileren Sitzrohrwinkel (~ 78° bis 81° Grad gegenüber dem Rennrad mit ~73° Grad), der den Fahrer weiter über dem Tretlager positioniert. Der Grund dafür liegt im Wechsel auf die nächste Disziplin: Da nach dem Radfahren im Triathlon klassischerweise das Laufen kommt, wird durch das steilere Sitzrohr der Hüftwinkel beim Pedalieren weiter geöffnet und somit die hintere Oberschenkelmuskulatur, sowie die Waden für die folgende Belastung geschont.
Durch den größeren Materialeinsatz an Rahmen und Laufrädern sind Triathlon Räder meist schwerer als Rennräder, was allerdings kein wirklicher Nachteil ist. Im Normalfall wird das Rad nur selten beschleunigt, vielmehr wird die einmal erreichte Geschwindigkeit aufrecht gehalten, weshalb die Aerodynamik entscheidender ist als das Gewicht. Aus diesem Grund sieht man an aerodynamisch aufwendig geformten Carbonrahmen auch vergleichsweise günstige Schaltungen wie z.B. die 105 von Shimano: Rahmen, Laufräder und Sitzposition bestimmen hauptsächlich die Aerodynamik, die Schaltung und die Bremsen lediglich den Bedienkomfort.
Da Triathlon Räder für hohes Tempo auf flachen Strecken ausgelegt sind, ist auch die Übersetzung meist dementsprechend gewählt: Große Kettenblätter vorne wie z.B. 52/36 oder 53/39 treffen auf kleine Ritzel am Hinterrad – meist 28-11.
Aufgrund der Fahreigenschaften und des schmalen Einsatzbereiches wird das Triathlon Rad für Trainingsfahrten in der direkten Wettkampfvorbereitung und im Wettkampf selbst eingesetzt – für Fahrten im Alltag ist es eher ungeeignet: Die tief gebeugte Sitzposition mit deutlich nach vorne verlagertem Schwerpunkt (70% vorne, 30% hinten; Rennrad: 50% vorne, 50% hinten) und der Lenkbewegung aus den Unterarmen heraus macht das Triathlon Rad gegenüber dem Rennrad spürbar unruhiger. Bei kurvigen Strecken, in den Bergen oder bei Fahrten in der Gruppe ist das eher hinderlich.
🚴 Was ist ein Rennrad?
Rennräder sind leichte und schnelle Sportgeräte mit einem breiten Einsatzgebiet und je nach Ausrichtung kannst du sie mit unterschiedlichen Schwerpunkten wählen. In den Kategorien Aero, Race, Endurance und Allroad findest du vom robusten Trainingsrad bis zum wettkampftauglichen High-End Renner alles, was deinen Anforderungen und Wünschen entspricht.
Im Alltag eignen sich Rennräder hervorragend für Trainingsfahrten aller Art – von langen und ruhigen Grundlageneinheiten, über schnelle Belastungen im Entwicklungsbereich bis hin zu kletterintensiven Pässefahrten.
Das klassische Rennrad ist universell einsetzbar und kann ab einer entsprechenden Qualitätsstufe ohne weitere Maßnahmen in Wettkämpfen eingesetzt werden – auch in Triathlon Wettkämpfen. An den meisten Rennradlenkern lässt sich bei Bedarf relativ einfach ein Auflieger (sog. Clip-on Extensions) montieren, der die Arme und den Oberkörper in eine ähnlich aerodynamische Position bringt wie das Triathlon Rad. Um den steileren Sitzrohrwinkel zu imitieren, können spezielle Aero-Sattelstützen verbaut werden, die durch ihre Kröpfung Richtung Lenker den Fahrer wie auf einem Triathlon Rad weiter über das Tretlager bringen.
Allein aerodynamisch wird ein auf Triathlon getrimmtes Rennrad dem reinen Triathlon Rad weiterhin unterlegen bleiben, weshalb diese Lösung immer einen Kompromiss darstellt.
So universell wie der Einsatzbereich eines Rennrades ist, so breit ist meist auch die Übersetzung gewählt. Die Kompaktkurbel mit 50/34 Kettenblättern vorne beschreibt die goldene Mitte, während hinten oft Ritzel in den Abstufungen 28-11 bis 32-11 verbaut werden – dadurch ist das Rennrad praktisch für alle Streckenprofile geeignet.
Beachte zum Thema Rennrad auch unseren separaten Ratgeber:
Rennrad oder Triathlonrad? – Gegenüberstellung beider Bikes
Die meisten ambitionierten Triathleten haben neben ihrem Triathlon Renner ein konventionelles Rennrad zu Trainingszwecken – andersrum benötigt aber nicht jeder Triathlet zwingend ein Triathlon Rad.
Hobbyathleten, die nur gelegentlich an kürzeren Triathlon Wettkämpfen teilnehmen und sich mehr auf das Finishen und die Verbesserung der eigenen Leistung konzentrieren, als dass sie ernsthaft Platzierungen anstreben, können mit einem in Richtung Triathlon optimierten Rennrad durchaus gute Resultate erzielen und sich die Anschaffung eines Triathlon Rades vorerst sparen.
Auch auf Strecken, die viele Richtungswechsel und Beschleunigungsphasen haben oder über viele Höhenmeter verfügen, kann das konventionelle Rennrad die bessere Wahl sein – selbst, wenn du beide Radtypen zur Auswahl haben solltest.
Je länger du die Aeroposition auf dem Triathlon Rad fahren kannst, je flacher und schneller die Strecke ist und je ambitionierter du unterwegs bist, desto eher lohnt sich ein Triathlon Rad für dich.
Wenn du dir ein Triathlon Rad zulegst, können wir dir nur wärmstens ein professionelles Bike-Fitting ans Herz legen, bzw. solltest du dich zumindest intensiv mit dem Thema Bike Fitting auseinandersetzen. Die Sitzposition auf einem Triathlon Rad ist deutlich komplexer als auf einem Rennrad und damit du nach vielen Stunden und Kilometern in der Aeroposition keine Beschwerden bekommst und in der Folgedisziplin deine maximale Leistung abrufen kannst, ist eine passende Sitzposition unerlässlich.
Wenn wir in einer vereinfachten Bespielrechnung davon ausgehen, dass du die jeweiligen Triathlon Raddistanzen auf einem Rennrad mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 km/h fahren kannst, würdest du unter gleichen Bedingungen und gleicher Leistung mit einem Triathlon Rad etwa einen Schnitt von 33 km/h fahren können.
Daraus würden sich folgende Fahrzeiten bzw. Zeitersparnisse ergeben:
Triathlon-Distanzen | Rennrad 30 km/h | Triathlon Rad 33 km/h | Triathlon Rad 36 km/h | Triathlon Rad 40 km/h | Ersparnis bis zu |
hh:mm:ss | hh:mm:ss | hh:mm:ss | hh:mm:ss | hh:mm:ss | |
Sprintdistanz (20 km) | 00:40:00 | 00:36:22 | 00:33:20 | 00:30:00 | 00:10:00 |
Olymp. Distanz (40 km) | 01:20:00 | 01:12:44 | 01:06:40 | 01:00:00 | 00:20:00 |
Mitteldistanz (90 km) | 03:00:00 | 02:43:38 | 02:30:00 | 02:15:00 | 00:45:00 |
Langdistanz (180 km) | 06:00:00 | 05:27:16 | 05:00:00 | 04:30:00 | 01:30:00 |
Fazit
Triathlon Räder machen nur für Ambitionierte und/oder Viel-Starter wirklich Sinn. Um in den Triathlon reinzuschnuppern und gelegentlich an kürzeren Wettkämpfen teilzunehmen, bist du mit einem Rennrad bis zur olympischen Distanz sicherlich bestens und angemessen ausgerüstet.
Wenn du dich jedoch voll und ganz dem Triathlon verschrieben hast und deine Ambitionen höher liegen, sei es zeittechnisch oder bei einer Mittel- oder Langdistanz, führt am Triathlon Rad fast kein Weg vorbei – hier kannst du allein aufgrund des schnelleren Materials gleich mehrere wertvolle Minuten sparen und dabei deine Kraft Ressourcen schonen.
Qualität und Budget
Während du bei Rennrädern mit zunehmendem Preis ein geringeres Gewicht erwarten kannst, bekommst du beim Triathlon Rad vorwiegend effektivere Maßnahmen bei der Aerodynamik, bessere Integration von Verpflegungs- und Ersatzmaterialsystemen und eine bessere Anpassbarkeit an den Fahrer.
Preisklasse bis 1999€
Bei einem Budget unter 1999 € ist die Lösung einfach: Hier solltest du nach einem guten Rennrad Ausschau halten und es bei Bedarf mit Clip-on Extensions Richtung Triathlon optimieren. In dieser Preisklasse gibt es leider nicht wirklich brauchbare reine Triathlon Räder. Dein Fokus sollte hier auf einer soliden Schalt- und Bremsgruppe auf dem Niveau der Shimano 105 oder Ultegra liegen. Aerodynamische Anleihen beim Rahmen wären wünschenswert, die Laufräder können bei Bedarf später durch einen schnellen Aero-Laufradsatz ersetzt werden.
Preisklasse 2000€ bis 3000€
In der beliebten Mittelklasse kannst du dich über eine deutlich aufgewertete Ausstattung freuen: Carbonrahmen mit Carbongabel drücken das Gewicht deutlich und ermöglichen Aerodynamisch angepasste Rahmenformen. Je nach Hersteller findest du die Shimano die 105er oder Ultegra Gruppe. Aus dem Hause Sram wird es die Rival oder Force Gruppe sein. Gebremst wird am Triathlon Bike hauptsächlich mit der Felgenbremse, im Rennradbereich auch schon mit einer hydraulischen Scheibenbremse. Die Laufräder werden nicht unbedingt leichter, dafür aber aerodynamischer und stabiler. Hier finden sich auch immer wieder sehr gelungenen Frauenmodelle.
Preisklasse 3000€ bis 4000€
Im Rennradsegment ist man hier schon deutlich in der Oberklasse angekommen. Hochwertige Carbonrahmen und Carbonlaufräder warten hier auf dich und machen das Rad nochmals leichter. Geschalten wird elektrisch mit Shimanos Ultegra Di2 oder mechanisch mit der Sram Force. Teilweise finden sich schon die Topgruppen Shimano Dura Ace oder Sram Red. Mechanische Felgenbremsen oder hydraulische Scheibenbremsen sind durchweg zu finden.
Im Triathlonbereich bekommst du hier schon ein ordentliches Wettkampfrad mit einigen Features geboten. Hier wird zwar immer noch mechanisch geschalten, dafür sind die Rahmen und Laufräder nochmals deutlich hochwertiger und aerodynamisch optimiert. Auflieger und Extensions sind je nach Hersteller teilweise aus Carbon. Zudem gibt es praktische Stau-, und Trinkfächer, welche aerodynamisch in das Rad integriert sind und somit bestmöglichen Komfort bieten sollen.
Preisklasse ab 4000€
Nach oben gibt es keine Grenzen. In der High-End Klasse finden sich nicht selten Räder über 10.000€. Hier bekommst du dafür das feinste vom feinsten. Shimano Ultegra Di2 oder Dura Ace Di2. Du stehts nicht auf Kabel, dann wird es die Sram Red eTap sein. Carbon wohin das Auge Blick. Die feinsten Carbonrahmen mit gewichten um die 700 Gr. zeigen was möglich ist. Carbon Lenker, Vorbauten, Laufräder, alles ist bis in das kleinste Detail optimiert. Hier finden sich immer mehr Scheibenbremsen und der Trend geht weg von der „klassischen“ Felgenbremse.
Im Triathlonbereich bekommst du genau das was du schon immer gesucht hast. Die Aero-Waffe! Hochprofil-Carbonlaufräder oder sogar ein Scheibenrad sorgen für die schnellsten Zeiten auf der Radstrecke. Gepaart mit komplett innen verlegten Zügen und weiteren aerodynamischen Features werden Rekordzeiten erzielt. Auch hier sind inzwischen Scheibenbremsen anzutreffen und zeigen wo die Entwicklung hin geht. Hier wird aufgrund der Integration in den Rahmen und das Schalten an den Bremshebeln auf elektronische Schaltungen gesetzt. Diese Features treiben die Preise der Räder nicht selten auf über 10.000€.
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