Mountainbikes und Citybikes sprechen vom Konzept her unterschiedliche Radfahrer an und lassen sich objektiv so gut miteinander vergleichen, wie die sprichwörtlichen Äpfel mit den Birnen. In der Praxis wird das robuste MTB jedoch gerne als Citybike-Ersatz genommen, da es durch sein breites Einsatzgebiet nahezu für alle Strecken und Anforderungen verwendet werden kann. Immer schlechter werdende Straßen, holprige Radwege, hohe Bordsteinkanten – für die breit bereiften und gefederten Mountainbikes ist das alles kein Problem. Ist das MTB also vielleicht doch das bessere Citybike? Für welche Zwecke du ein Mountainbike wählen solltest, ab wann du mit einem Citybike besser beraten bist und worin sich beide Räder unterscheiden, haben wir für dich in diesem Ratgeber zusammengestellt.
⚖️ Mountainbike oder Citybike – Offroad-Einsatz vs. Alltagstauglichkeit?
Die wenigsten Radfahrer haben für jeden Zweck das jeweilige Bike zuhause stehen, vielmehr muss das vorhandene Fahrrad einen möglichst großen Bereich abdecken. Daher liegt es nahe, das robuste und universell einsetzbare Mountainbike auch als Alltagsrad zu verwenden.
Dabei ist Mountainbike nicht gleich Mountainbike – hier gibt es vom ungefederten Beachracer, über sportliche Hardtails, bis hin zu offroadtauglichen Fullys und StVZO-konformen Pendants deutliche Unterschiede in der Ausstattung und Ausrichtung.
Dagegen ist das Citybike -wie der Name es schon verrät- für den Stadtverkehr gedacht und auf gut ausgebaute Radwege ausgelegt, daher stößt es bei sportlicher Fahrweise oder abseits befestigter Wege schnell an seine Grenzen. Klassische Citybikes verfügen dafür in der Regel über eine StVZO Ausstattung und bieten im Alltag eine weitestgehend wartungsarme Funktion und einen gewissen Komfort.
Das richtige Bike für dich ist folglich das Bike, das deinen Hauptverwendungszweck am besten erfüllt und in anderen Bereichen nicht zu viele Nachteile mit sich bringt. Je mehr du dein Rad sportlich und im Gelände bewegen willst, desto eher sollte die Wahl auf das MTB fallen. Bei größerer Anforderung in den Belangen Alltagstauglichkeit, Wartungsfreiheit und straßenverkehrstauglicher Ausstattung ist das Citybike die bessere Wahl.
Im folgenden Text haben wir beide Bike Typen mit ihren charakteristischen Merkmalen und Eigenschaften gegenübergestellt.
🏙️ Was ist ein Citybike?
Mit dem Begriff Citybike assoziiert man typischerweise einen breiten und bequemen Sattel, einen geschwungenen Lenker, eine wartungsarme Drehgriff-Nabenschaltung und praktische Details wie Beleuchtung, Schutzbleche, Ständer und Gepäckträger – und auch heute entsprechen Citybikes weitestgehend diesem Bild.
Sie eignen sich prima für gemächliche Fahrten zum Bahnhof, zur Uni oder Arbeit, zum Einkaufen oder für kleine Ausflüge am Wochenende.
Die Übersetzungsbreite der üblicherweise verbauten Nabenschaltungen ist je nach Modell mit 3 bis 8 Gängen relativ gering und für sportliche Fahrten oder anspruchsvolle Streckenprofile eher ungeeignet – ihre Stärken liegen in der einfachen Bedienung und wartungsarmen Funktion. Gerade bei häufigen Fahrten auf anspruchsvollen Streckenprofilen solltest du eher eine breiter abgestufte Kettenschaltung wählen, um unnötige Anstrengungen zu vermeiden.
Die meisten Citybikes verfügen vor allem im unteren Preissegment noch über klassische Felgenbremsen, die für einfache Fahrten und mäßige Ansprüche auch vollkommen genügen. An höherwertigen Modellen kommen zunehmend hydraulische Felgenbremsen, Rollerbrakes oder Scheibenbremsen zum Einsatz.
Sportliche Fahrten sind nicht das Haupteinsatzgebiet von Citybikes – dafür steht hier eine alltagstaugliche und funktionale Ausstattung im Vordergrund: Ein solider Seiten- oder Hauptständer erleichtert das Abstellen im beladenen Zustand, zudem sorgen Beleuchtung und Schutzbleche für gute Sichtbarkeit und geschützte Fahrten bei schlechtem Wetter. Oft befinden sich solide Gepäckträger an Front oder Heck, um praktische Taschen oder Körbe befestigen zu können. Nicht zu kurz kommt außerdem die Optik mit einem schicken Retrorad oder einem praktischen Hollandrad ist man immer ein Hingucker. Unter jungen Leuten sind Fixies sehr beliebt, die minimalistisch als Eingangräder ausgestattet sind. Stylische Urban Bikes, Cruiser Fahrräder und Lifestyle Bikes haben sich ebenfalls herausgebildet. Diese erfüllen aber nicht immer das Kriterium Kompakt zu sein, wie es die Klappräder / Falträder tun.
Um den Komfort zu steigern, werden im Citybike Bereich gerne einfache, aber wirksame Methoden eingesetzt: Breite Sattel mit Geleinlage oder Federung sorgen teilweise in Kombination mit gefederten Sattelstützen für einen angenehmen Sitzkomfort, während an der Front häufig einfache Federgabeln verbaut werden. Ein ergonomischer Rahmen mit tiefem Durchstieg bei Damenrädern oder abgesenktem Oberrohr bei den Herrenrädern bringt den Fahrer in eine aufrechte und entspannte Sitzposition mit gutem Überblick.
Der Trend zu breiten Reifen am Citybike ist ebenfalls eine komfortsteigernde Maßnahme, da diese mit geringerem Druck gefahren werden können und das größere Volumen mehr Eigendämpfung mit sich bringt. Durch ihr geringes Profil ist der Einsatzbereich jedoch auf gut ausgebaute und befestigte Wege beschränkt – für Fahrten auf losen Böden oder im Wald sind sie ungeeignet. 28 Zoll große Laufräder sind hier durchweg üblich.
🚵 Was ist ein Mountainbike?
Mountainbikes sind in erster Linie Sportgeräte für den Offroad Einsatz, dabei fällt vom günstigen und einfach ausgestatteten Hardtail bis zum Wettkampf Fully alles unter diesen weit gefassten Oberbegriff, sowie deren Abwandlungen Enduro, Downhill, Dirt– und Fatbike.
MTBs können praktisch überall fahren, fühlen sich aber erst so richtig wohl, wenn du mit ihnen den Asphalt verlassen hast: Auf Wald- und Schotterwegen, auf losen und matschigen Untergründen bis hin zu anspruchsvollen Trails spielen die Geländespezialisten unter den Fahrrädern ihre Stärken aus. Der Hauptgrund liegt schon in der Wahl der Bereifung: Grob profilierte Reifen bieten im Gelände hervorragenden Grip, fühlen sich dafür auf der Straße etwas schwammig an, dazu rollen sie lauter und unkomfortabler als typische Citybike Reifen. Im MTB Bereich kannst du mit 27,5 Zoll (650b) und 29 Zoll zwischen unterschiedlich großen Laufrädern wählen.
Vielfältig sind die Anforderungen an den Antrieb, denn von steilen Kletterpassagen bis zu temporeichen Abfahrten muss die Übersetzung für alle Belange den richtigen Gang parat halten. Die idealen Voraussetzungen dafür bietet die Kettenschaltung – von den fein abgestuften Antrieben mit Zweifachkurbel bis zu den leichten und noch jungen Antrieben mit Einfachkurbel.
Bei den Bremsen werden im MTB Bereich keine Kompromisse eingegangen. Da die Scheibenbremse unabhängig von Schmutz und Wetter stets eine zuverlässige Verzögerung gewährleistet, kommt sie über alle Preis- und Qualitätsstufen hinweg zum Einsatz. Einzig im absolut untersten Preissegment sind vereinzelt noch Modelle mit Felgenbremse zu finden, bei ähnlichem Preisgefüge ist die Scheibenbremse jedoch immer die bessere Wahl.
Bei der Ausrichtung auf sportliche Fahrten abseits befestigter Wege wird alles Überflüssige am liebsten weggelassen, daher werden Schutzbleche und Beleuchtung nur bei wirklichem Bedarf und dann meist als leicht zu entfernende Steck-Variante verwendet.
Allen Mountainbikes gemein ist die eher sportlich und auf Vortrieb ausgerichtete Sitzposition mit einer entsprechenden Rahmengeometrie. Je nach Ausprägung der sportlichen Sitzposition wird diese im Alltag schnell als anstrengend und unkomfortabel empfunden. Federgabel und Dämpfer haben vorwiegend sportliche Gründe, sollen Unebenheiten im Gelände abfedern und für eine gute Traktion und Bodenhaftung sorgen.
Die Kombination aus robustem Aufbau, standfesten Bremsen und leistungsfähiger Schaltung macht das Mountainbike aber auch interessant für Sonderaufgaben. So sieht man nicht selten auf Alltagstauglichkeit getrimmte MTBs mit Fahrradanhängern.