Bedingt durch Corona findet diese Jahr vom 29. August bis 20. September die Tour de France, das Radsporthighlight der Saison statt. Beim wichtigsten Etappenrennen der Welt werden über 3300 km und 21 Etappen absolviert. Schon jetzt sorgt die 107. Austragung der Rundfahrt für Gesprächsstoff und wird weiterhin interessante Schlagzeilen für die Geschichtsbücher liefern. Welche bemerkenswerten, unglaublichen und auch erheiternden Fakten die vergangenen Tour-Austragungen boten, haben wir hier zusammengestellt. Außerdem haben wir uns die Mythen „Alpe d’Huez“ und „Champs-Élysées“ sowie das Geschäftsmodell „Tour de France“ etwas näher angeschaut.
Rekorde der Tour de France
Die meisten Gesamtsiege:
Vier Fahrer konnten die Tour fünf Mal gewinnen: Miguel Indurain aus Spanien (1991-1995), Bernard Hinault aus Frankreich (1978/79, 1981/82, 1985), Eddy Merckx aus Belgien (1969-1972, 1974) und Jacques Anquetil aus Frankreich (1957, 1961-1964). Lance Armstrongs 7 Siege (1999-2005) wurden wegen Dopingvergehens aberkannt.
Die meisten Etappensiege:
Der Belgier Eddy Merckx gewann 34 Etappen, gefolgt von dem Briten Mark Cavendish, der 30 Siege einfahren konnte. Mit 28 Etappensiegen befindet sich der Franzose Bernard Hinault auf Rang drei.
Deutsche bei der Tour:
18 Tage fuhren der einzige deutsche Tour-Sieger Jan Ullrich und Rudi Altig im gelben Trikot. Die bis heute meisten Etappensiege verbuchte Marcel Kittel, der insgesamt 14 Erfolge feiern konnte und damit Erik Zabel (12) überholte.
Die größten Zeitabstände:
Im Jahre 1903 ging es zwischen Platz eins und zwei in der Gesamtwertung nicht gerade knapp her: Denn sagenhafte 2:59:21 Stunden betrug der Vorsprung von Maurice Garin auf Lucien Pothier (beide Frankreich) im Ziel.
Die kleinsten Zeitabstände:
Deutlich geringer fiel der Abstand bei der Tour 1989 aus. Hier trennten den Sieger Greg LeMond (USA) lediglich acht Sekunden vom Franzosen Laurent Fignon.
Die längste Tour:
Im Durschnitt 338 km am Tag – und damit wurde 1926 die längste jemals gefahrene Tour de France ausgetragen, bei welcher die Radsportler an 17 Tagen 5745 km zurücklegen mussten.
Die kürzeste Tour:
Zwar handelte es sich bei der Tour im Jahre 1904 um die kürzeste jemals ausgetragene Frankreich-Rundfahrt, dennoch benötigten die Teilnehmer ordentlich Sitzfleisch. Auf lediglich sechs Etappen mussten sie unglaubliche 2420 km absolvieren.
Die längste Etappe:
Von 1919-1924 war die längste jemals gefahrene Etappe fester Bestandteil der Tour. Über 482 km führte sie von Les Sables d’Olonne nach Bayonne.
Die längste Solo-Fahrt:
Warum bis zum Zielsprint warten? Das dachte sich der Franzose Albert Bourlon sicherlich auch, als er im Jahre 1947 zu seiner 253 km langen Solo-Fahrt durch die Pyrenäen aufbrach.
Die Schnellsten:
Richtig in die Pedale drückte der Italiener Mario Cipollini bei der Tour im Jahre 1999. Mit einem Stundenmittel von 50,355 km/h beendete er die 191 km lange Etappe zwischen Laval und Blois. Noch einmal 5 km/h schneller war der Australier Rohan Dennis beim 2015 stattfindenden Zeitfahren. Für den 13,8 km langen Kurs in Utrecht benötigte er lediglich 14:56 Minuten.
Der „Alles-Abräumer“:
Wenn’s läuft, dann läuft’s: 1969 konnte Eddy Merckx in sagenhafter Manier die Gesamtwertung, Bergwertung, Punktewertung sowie die rote Rückennummer für den angriffslustigsten Fahrer gewinnen.
Mythos Alpe d’Huez
- 1952 feierte das Bergdorf Tour-Premiere und war damit die erste Bergankunft bei der Tour de France. Den Sieg erkämpfte sich Fausto Coppi. Anschließend vergingen jedoch 24 Jahre ohne Berücksichtigung des Bergdorfs, ehe es ab 1976 regelmäßig Schauplatz der Tour wurde.
- 21 Kehren führen nach oben, die absteigend nummeriert sind. Fährt man von Le Bourg-d’Oisans in die Steigung, so passiert man zunächst die Nummer 21 und ganz zum Schluss die 1. Außerdem gibt es eine ganz besondere Würdigung der Etappensieger: Ihre Namen sind auf den Schildern in den Kehren eingraviert.
- Die berühmte Bergstraße weist 1100 Höhenmeter und durchschnittlich 8,1 Prozent Steigung auf.
- Acht der bisher 29 Ankünfte haben Niederländer gewonnen. Einen deutschen Sieger gab es bisher noch nie. Udo Bölts wurde 1994 Dritter, Jan Ullrich mehrmals Zweiter.
- Im Jahre 2004 fand das einzige Bergzeitfahren statt, das der Dopingsünder Lance Armstrong gewann. Er benötigte für die 12,5 km 39:41 Minuten.
- Die verschlungene Bergstraße ist gleichzeitig auch große Partymeile, die von rund 500.000 Fans belagert wird. Unter ihnen auch viele Verrückte, die neben den Radsportlern herrennen und lauthals grölen – oder den Fahrern auch mal ein Bier reichen, das der Australier Adam Hansen im Jahr 2013 durch die bunte Fan-Gemeinde nach oben trug und gar den ein oder anderen Schluck genoss. Weniger erfrischend erging es dem ehemaligen Telekom-Profi Jens Heppner: Aus Versehen bekam er eine heiße Kaffee-Dusche eines Zuschauers ab.
Mythos Champs-Élysées
- Nachdem die Tour de France anfangs immer auf diversen Radrennbahnen von Paris endete, wurden 1975 erstmals die Champs-Élysées für das Finale ausgewählt. Die Premiere gewann der Belgier und spätere Team Telekom Chef Walter Goodefroot.
- Vor rund 1.000.000 Zuschauern wird auf dem Kopfsteinpflaster ein Rundkurs von ca. sechs Kilometern zurückgelegt, der je nach Ausgabe verschieden viele Runden beinhalten kann.
- 1989 gab es eine Besonderheit, als nicht der Rundkurs, sondern ein 24,5 km langes Einzelzeitfahren durchgeführt wurde. Als Erster erreichte der Amerikaner Greg LeMond das Ziel auf der historischen Prachtstraße. Damit feierte er mit acht Sekunden Vorsprung auch den Gesamtsieg, obwohl er zuvor 50 Sekunden hinter Laurent Fignon gelegen war. Zu seinem Sieg verhalf ihm ein auf den Lenker montierter Triathlon-Auflieger, der heute ganz normal bei Zeitfahrmaschinen ist.
- Dass die Schlussetappe nicht immer den Sprintern gehören muss, bewies Eddy Seigneur im Jahre 1994. Der Franzose riss mit vier weiteren Fahrern aus dem Fahrerfeld aus und hatte am Ende die besten Beine und den richtigen Riecher. Der Mann vom GAN-Team, der auch als Zeitfahr-Spezialist galt, feierte den größten Sieg seiner Karriere, knapp eine halbe Minute vor den Sprintern.
- Bevor die Radfahrer jedoch auf die Champs-Élysées einfahren, wird der Mann im Gelben Trikot gefeiert, der aufgrund eines ungeschriebenen Gesetzes auf der letzten Etappe nicht mehr angegriffen wird. Es herrscht eine lockere Stimmung, bei der sich die Fahrer unterhalten und feiern, dass die Quälerei bald zu Ende ist. Außerdem wird mit einem Gläschen Sekt auf den Sieger angestoßen.
Das liebe Geld – wie viel kostet die Tour de France?
- Rund 100 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet die A.S.O. (Amaury Sport Organisation) mit der Tour de France.
- Das teuerste Radtrikot der Welt: Rund sieben Millionen Euro kostet das Sponsoring des Gelben Trikots. Das des Grünen rund die Hälfte.
- Im Rahmen der Rundfahrt verlangt die ARD für einen 20-sekündigen Werbespot 5.000 Euro.
- Ca. 65.000 Euro kostet es die Orte, einen Etappenstart zu beherbergen. Rund 110.000 Euro, wenn ein Ort zusätzlich Zielankunft einer Etappe ist.
- Für die dreiwöchige Rundfahrt verbraucht ein begleitender Rennteamwagen Sprit für rund 450 Euro. Zusätzlich fallen Mautgebühren in Höhe von ca. 150 Euro an. Sehr viel höher fallen die Kosten bei einem Teambus aus: ca. 2.900 Euro für Sprit und ca. 1.500 Euro für die Maut.
- Für einen Platz in der Werbekarawane müssen Firmen 250.000 Euro bezahlen.
Diese Preise können die Tour de France Gewinner abräumen
- Der Gewinner des Gelben Trikots erhält 500.000 Euro Siegprämie, für Platz 10 werden noch 3.800 Euro vergeben.
- Die Sieger der Sprint- und Bergwertung erhalten jeweils 25.000 Euro.
- 11.000 Euro gibt es für einen Etappensieg.
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