Schon 2001 entwickelte Aprilia einen Wasserstoff E-Bike Prototypen
2001 – Das ehrwürdige „Time Magazine“ stellt unter dem Titel “ Die besten Erfindungen des Jahres 2001″ aus den 6 Rubriken „Gesundheit / Mobilität / Haushalt / Robotic / Wesentliches / Bekleidung“ insgesamt 35 Innovationen vor. Darunter auch ein Wasserstoff E-Bike der Firma Aprilia.
Zitat:
„Elektrische Fahrräder sind nicht wirklich cool. Warum in aller Welt sollte ein Fahrer mit etwas Ehrgeiz einen Akku die ganze Arbeit leisten lassen? Aber die Brennstoffzellen Technologie die Wasserstoff zum Generieren elektrischer Leistung nutzt, könnte den Verkauf der Elektrofahrräder jetzt möglicherweise ankurbeln. Der erste Prototyp aus dem Hause des italienischen Herstellers Aprilia speichert komprimierten Wasserstoff in einem im Rahmen integrierten 2 Liter Druckbehälter. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 20 mph wird das Bike sicherlich nicht die Tour de France gewinnen können. Aber es wiegt etwa 20% weniger als traditionelle E-Bikes und hat die doppelte Reichweite – etwa 46 Meilen – bevor nachgetankt werden muss. Das ist cool. “ Als Verfügbarkeit wurde damals das Jahr 2003 genannt – der geschätzte Preis lag bei $2.300…
2015 – Mitte Oktober stellt der Industriegaskonzern Linde in Berlin ein selbst entwickeltes Pedelec vor. Seine Besonderheit: die kompakte Brennstoffzelle als Antriebsquelle. Sie ersetzt die sonst übliche Batterie und erzeugt den zur Unterstützung des Fahrers benötigten Strom aus Wasserstoff und Sauerstoff aus der Umgebungsluft.
Linde gibt eine Reichweite von über 100 Kilometern an. Dafür genügen maximal 34 Gramm mitgeführtes Wasserstoffgas. Die „Betankung“ durch ein eigens entwickeltes Befüll System dauert dabei maximal sechs Minuten.
Am gleichen Tag wurde auch einer der ersten Prototypen an Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt übergeben. Linde-Ingenieure hatten das Projekt in unter drei Monaten von der ersten Idee bis zum fahrfertigen Prototypen und anschließend weiter bis zur Pilotserie entwickelt. Linde kündigte an, eine limitierte Prototypenserie produzieren zu wollen…
Schafft es Alpha Industries, 2019 ein E-Bike in Serie zu etablieren?
2019 – Das Unternehmen Pragma Industries stellt sein „Alpha“ als erstes, kommerziell verfügbares Wasserstoff E-Bike vor. Aber auch das „Alpha“ ist nicht vom Himmel gefallen, denn als Studie geistert es schon seit 2017 durch die Medienlandschaft. Bereits 2013 war unter Mitwirkung von Pragma Industries ein Brennstoffzellen E-Bike mit einem ganz speziellen Konzept aufgetaucht. Statt zu tanken war vorgesehen, den Wasserstoff in austauschbaren Kartuschen zu speichern – quasi als Plug und Play, wie bei einem Campingkocher. Das Bike sollte unter der bekannten französischen Marke Gitane als „ALTER Bike“ vertrieben werden.
Zurück zum Alpha – offensichtlich meint Pragma Industries es jetzt ernst. So wurde das Bike zuletzt auf der CES 2019 gezeigt und soll über ein Flottenkonzept vertrieben werden. Dabei sollen die Wasserstoff E-Bikes ausschließlich in Verbund mit einer speziell dafür entwickelten Ladestation verkauft werden.
Ein Blick ins Innere des Alpha
Auch ein Wasserstoff E-Bike braucht letztendlich für seinen Antrieb einen konventionellen Motor, sowie einen Akku zum zwischenspeichern der von der Brennstoffzelle erzeugten Energie!
- Beim Alpha kommt mit einem 36 Volt Brose Motor bewährte deutsche Antriebstechnik zum Einsatz.
- Der Wasserstoff wird in einem 2 Liter Gasbehälter gespeichert.
- Die Brennstoffzelle hat eine Leistung von 150 Watt.
- Als Energiepuffer dient ein 150 Wh Lithium Ionen Akku.
- Wie bei Pedelecs üblich, ist die Höchstgeschwindigkeit auf 25 km/h limitiert.
- Die Reichweite mit einer „Tankfüllung“ soll satte 100km betragen
- Der Tankvorgang soll lediglich 2 Minuten betragen.
Fazit
Man nehme
- einen schier grenzenlos verfügbaren Energieträger mit hoher Energiedichte
- eine saubere Energieumwandlung
- eine Technologie, welche dem Prototypen Stadium längst entwachsen ist
und integriere es dann in ein Fortbewegungsmittel, welches weltweit einen neuen Boom erlebt, seit E-Bikes auf breiter Basis salonfähig geworden sind.
Ein Konzept, welches doch eigentlich aufgehen müsste, oder?
Das Alpha kommt (wenn es denn kommt) zu einer Zeit, in der sich „traditionell angetriebenen E-Bikes“ einen enormen Vorsprung in Hinblick auf Gewichtsreduzierung, Akku (Lade) Technologie und nicht zuletzt Design erarbeitet haben. So erscheint eine „Aufholjagd“ fast aussichtslos – daraus ist zu schließen, dass Pragma Industries das Alpha eher als künftige Ergänzung denn als Ersatz existierender Technologie beim E-Bike sieht.
So lange jedoch ein Wasserstoff Antrieb in einem Fahrzeug nicht ohne einen Akku als Zwischenspeicher auskommt, bedeutet dies für das Wasserstoff E-Bike zwei zusätzliche Komponenten – Tank und Brennstoffzelle – die benötigen Platz und bedeuten zusätzliches Gewicht.
Das limitiert den Einsatzzweck – ein Wasserstoff E-Bike mit Carbonrahmen, sowie dem Gewicht und der Designsprache à la Specialized Turbo Levo oder Haibike Flyon ist selbst mit viel Fantasie schlecht vorstellbar.
Das hat offensichtlich auch eine Gruppe von Forschern am deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) realisiert. Mit dem Fuel Cell Power Pack (FCPP) wurde ein neuartiges Brennstoffzellenmodul entwickelt, das Lastenräder fit für den kommerziellen Alltagseinsatz macht. Es ermöglicht eine höhere Reichweite und doppelte Lebensdauer bei vergleichbaren Kosten gegenüber rein batteriebetriebenen Systemen. Im Zuge eines Ausgründungsprojekts wollen DLR-Forscher die Technologie u