Einer der großen technischen Revolutionen am Fahrrad ist die Vario Sattelstütze. Besonders die Mountainbiker profitieren von den beweglichen Sattelstützen. Bis vor einigen Jahren fuhr man entweder Downhill oder Cross-Country, bergab oder bergauf. Das hat sich mit der Zeit geändert, denn es wurden Bikes entwickelt die sowohl bergab als auch bergauf eine gute Performance lieferten. Mit diesem Fortschritt kam dann auch die Teleskop Sattelstütze. Sie verwandelt das Bike, welches sich grade noch agil und wendig den Trail hinunterfahren ließ, in Windeseile in ein komfortables Uphill-Bike. Per Knopfdruck am Lenker lässt sich der Sattel werkzeuglos in der Höhe verstellen. Das bietet die Vorteile einer bequemen und leistungssteigernden Sitzposition bergauf und größtmögliche Bewegungsfreiheit bergab.
❓ Welche Sattelstützen Systeme gibt es?
Bei den Vario Sattelstützen wird in der Regel zwischen hydraulischen und mechanischen Systemen unterschieden, vereinzelt kommen auch elektronische Systeme zum Einsatz. Bei allen Systemen wird die Mechanik über den sogenannten Remote Hebel am Lenker bedient. Über eine Luftdruckkartusche oder Stahlfeder im Inneren der Sattelstütze wird der Sattel nach oben befördert. Setzt man sich bei Betätigung des Hebels auf den Sattel, fährt dieser wieder hinunter. Die Funktion lässt sich mit der eines herkömmlichen Bürostuhls vergleichen, bei dem man ebenfalls die Sitzhöhe per Hebel einstellen kann.
Vario Stützen sind vorwiegend an Mountainbikes verbaut. Da hier die Kombination aus großer Bewegungsfreiheit bergab und einer guten Kraftübertragung bergauf sehr oft zum Tragen kommt und vor allem unter Rennbedingungen essentiell wichtig ist. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Bike ein Hardtail oder ein Fully ist, sobald der Fahrer sowohl knackige Uphills als auch anspruchsvolle Downhills meistern will, ist eine Teleskop Sattelstütze zu empfehlen.
An klassischen Downhillbikes ist eine solche Sattelstütze eher selten verbaut. Da hier der Fokus klar auf dem alleinigen Bergabfahren liegt, ist eine herkömmliche Sattelstütze absolut ausreichend. Wenn man den Blick auf die Profis im Downhill Rennsport richtet, sieht man eine Vario Stütze nur sehr selten. Eine Ausnahme bilden lange und flache Downhill Strecken wie zum Beispiel die im südafrikanischen Pietermaritzburg. Hier greifen einzelne Fahrer auf die verstellbare Sattelstütze zurück, um auf den langen Tretpassagen kraftvoller pedalieren zu können.
Allerdings steigen diese Fahrer auf solchen Strecken meist auch auf ihre Endurobikes um. In diesem Bike Sektor ist die Vario Stütze zum absoluten Standard geworden. Genau wie am All-Mountain-oder Trailbike ist die höhenverstellbare Teleskop Sattelstütze auch am Endurobike zuhause. Die Trails und Touren mit zum Teil schnell wechselndem Gelände machen höhenverstellbare Sattelstützen unabkömmlich. Cross-Country Fahrer greifen ebenfalls immer öfter auf die praktischen Sattelstützen zurück. Die auch bergab immer anspruchsvoller werdenden Tracks fordern mehr und mehr Bewegungsfreiheit auf dem Mountainbike. Dank des schlanken Designs und eines immer geringer werdenden Gewichts greifen immer mehr CC-Athleten auf diese Art von Sattelstütze zurück.
Viele Serienbikes mit Full Suspension sind bereits mit den praktischen Sattelstützen ausgerüstet. In der Regel spielt es keine Rolle, in welchem Preissegment man bei den Markenbikes schaut, immer öfter ist eine Vario Stütze verbaut. Im Hardtail Segment sieht das anders aus, denn hier sieht man überwiegend klassische, starre Sattelstützen. Besonders Mountainbiker, die eine Vorliebe für ruppige oder technische Trails haben, sollten in diesem Fall ernsthaft über eine Investition in eine Teleskopsattelstütze nachdenken.
Am Rennrad hingegen macht eine Teleskop Sattelstütze keinen Sinn. Hier liegt der Fokus auf langen Strecken. Zwar geht es auch auf dem Roadbike teilweise rasant bergab, hohe Bewegungsfreiheit in der Sitzposition ist hier allerdings nicht gefragt. Aufgrund des Gewichtes würden die Sattelstützen auch kaum für die Leichtbau-Fanatiker der Rennrad Szene in Frage kommen.
💲 Was muss ich beim Kauf beachten?
Bei der Anschaffung einer absenkbaren Sattelstütze sollte man allerdings einiges beachten. Zu aller erst sollte man sich überlegen, wie viel Hub die Teleskop Sattelstütze haben sollte. Der Hub ist abhängig von Einsatzbereich sowie der Körpergröße. Größere Fahrer sollten sinnvollerweise auch einen größeren Hub nutzen. Ebenfalls wird ein größerer Aus- und Einfahrbereich bei besonders technischer und ruppiger Fahrweise benötigt. Um auf den Enduro- und Freeridetrails ausreichend Bewegungsfreiheit zu haben, sollte der Sattel möglichst weit absenkbar sein.
Im nächsten Schritt sollte man sich für ein entsprechendes System entscheiden. Zur Auswahl stehen der klassische Seilzug, eine Hydraulik wie bei den Scheibenbremsen oder eine elektronische Ansteuerung. Bei der Seilzug Variante wird die Sattelstütze über eine klassische Mechanik ausgelöst. Beim Betätigen des Remote Hebels wird das System entriegelt und die Stütze kann sich ein- und ausfahren. Bei einem hydraulischen System wird die Mechanik im Inneren der Sattelstütze über den Öldruck geöffnet bzw. geschlossen. Dies ist vergleichbar mit der Funktionsweise einer hydraulischen Scheibenbremse. Bei der dritten Variante kommt eine kabellose Elektronik zum Einsatz. Diese Art von Sattelstützen ist allerdings noch relativ selten zu finden.
Zu beachten ist auch das Design des Sattelrohrs bzw. die Einbauhöhe. Gute Stützen verfügen über eine geringe Einbauhöhe mit zugleich größtmöglichem Hub. So erreicht man, dass der Sattel in eingefahrener Position sehr niedrig steht und möglichst viel Bewegungsfreiheit ermöglicht, gleichzeitig aber für eine angenehme Sitzposition sorgt, wenn er ausgefahren wird. Für die erfolgreiche Nachrüstung einer Teleskopsattelstütze ist außerdem der richtige Sattelstützendurchmesser entscheidend.
Vorstellung verschiedener Vario Sattelstützen
Rock Shox Sattelstützen
Die Marke Rock Shox gehört zum amerikanischen Fahrradausrüster Sram. Sie gehört zu den meist verbauten Marken weltweit. Rock Shox ist der Markenname für alle Fahrwerksteile am Fahrrad. In erster Linie sind es Dämpfer und Federgabeln, aber auch Vario Stützen sind im Produkt Portfolio zu finden. Die Teleskop Sattelstütze aus dem Hause Rock Shox nennt sich Reverb. Es gibt zwei Varianten der Reverb, die über einen unterschiedlich großen Hub verfügen. Beide Versionen sind hydraulisch angesteuert und stufenlos vom Lenker verstellbar. Die Reverb gehört mit zu den beliebtesten Vario Sattelstützen auf dem Markt. Eine gute Qualität zu einem akzeptablen Preispunkt sind wohl die ausschlaggebenden Punkte. Viele Hersteller verbauen die Sattelstütze auch direkt an ihren Serienbikes.
Reverb
Die Reverb ist mit 100 mm und 125 mm Hub erhältlich. Sie kann in allen drei gängigen Einbaugrößen verbaut werden. 30,9 mm, 31,6 mm, 34,9 mm Durchmesser stehen zur Verfügung. Mit 520 g bei der Version mit 125 mm Hub ist die Reverb zudem etwas leichter als die Reverb Stealth. Die Leitung der normalen Reverb Sattelstütze verläuft außen am Fahrradrahmen.
Reverb Stealth
Die Reverb Stelath ist der große Bruder der Reverb. Die Stealth wiegt bei gleicher Länge etwas mehr, ist jedoch ein wenig stabiler verarbeitet und eignet sich somit vor allem für Endurobikes. Bis zu 170 mm Hub bringen maximale Bewegungsfreiheit ans Rad. Der große Vorteil bei dieser Variante ist, dass die Leitung im Inneren des Fahrrad Rahmens verlegt wird und so optisch nicht zu erkennen ist.
Kind Shock (KS) Sattelstützen
Die US-amerikanische Firma Kind Shock ist absoluter Sattelstützen Experte, denn sie stellt ausschließlich Vario Sattelstützen und die dazugehörigen Remotehebel her. Vier verschiedene Versionen von den Kind Shock Dropper Posts sind auf dem Markt erhältlich. Der wohl größte Unterschied zu anderen Herstellern ist, dass KS vorwiegend auf mechanische Systeme setzt. Anders als bei anderen Marken wird hier die Sattelstütze nicht immer hydraulisch über ein Öl gesteuert, sondern meist über einen klassischen Seilzug. Das macht die Sattelstützen, ähnlich wie bei Scheibenbremsen, weniger wartungsintensiv und robuster, was wiederum einer der Hauptgründe für die große Beliebtheit der Kind Shock Produkte ist. Hinzu kommt, dass die Amerikaner eine Vario Stütze haben, die auf den Remotehebel am Lenker verzichtet. Das Modell Dropzone wird über einen Hebel unterhalb des Sattels bedient und eingestellt.
Dropzone
Wie bereits angesprochen verzichtet die Dropzone gänzlich auf einen Remotehebel am Lenker. Die Sitzhöhe wird über einen Hebel unter dem Sattel verstellt. Der Verzicht des Remotehebel schlägt sich natürlich positiv auf das Gesamtgewicht nieder und macht die Stütze noch weniger anfällig für Schäden. Kabelführungen, die bei einem möglichen Sturz abreisen können, gibt es nicht. Allerdings kann die Sattelstütze bzw. dessen Höhe so nur bei langsamer Fahrweise oder im Stand betätigt werden. Im Downhill ist die einhändige Bedienung kaum möglich.
Eten
Die Eten Serie ist perfekt für Einsteiger. Sie bildet das Basismodell der Sattelstützen von KS. Einfach, robust und schnörkellos, das ist die Eten. Es gibt drei verschiedene Modelle und wie bei der Dropzone gibt es die Eten auch ohne Remotehebel am Lenker.
Lev Integra
Die Lev Integra von KS ist das Flaggschiff für Endurofahrer. Mit 175 mm Hub ist sie eine der längsten Sattelstützen im Produktportfolio von Kindshock bzw. auf dem gesamten Markt. Die Sattelstütze kann mit den gängigen Maßen von 30,9 mm, 31,6 mm, 34,9 mm verbaut werden. Die Lev Integra eignet sich also vor allem für den Enduro, Downhill, Freeride oder abfahrtsorientierten All-Mountainbiker. Die Kabelführung der Integra verläuft ausschließlich intern im Rahmen.
Lev DX
Auch die Lev DX ist mit bis zu 175 mm Hub erhältlich und ist das Gegenstück zur Integra. Die Dx bietet ausschließlich einen externen Verlauf des Zuges zum Remotehebel an, wodurch man allerdings ein wenig am Preis gegenüber der Integra spart.
Bikeyoke Revive 160
Viele Hersteller haben nach wie vor ein großes Problem mit der langlebigen Zuverlässigkeit ihrer Vario Sattelstützen. Dies ist bei Bikeyoke nicht der Fall. Bikeyoke bringt mit der Revive eine kleine Revolution auf den Markt. Der entscheidende Unterschied zu anderen Herstellern ist, dass Bikeyoke nicht auf einen schwimmenden Trennkolben, sondern auf zwei dynamische Dichtungen setzt. Neben dem Einsparen von Gewicht entsteht bei diesem System weniger Reibung, was die Revive leichtgängiger macht als andere Modelle. Viele hydraulische Systeme ziehen nach einiger Zeit Luft und müssen in der Folge gewartet werden. Die meisten Teleskop Sattelstützen sind allerdings relativ aufwendig zu warten und müssen aus diesem Grund zurück zum Hersteller oder zu einem qualifizierten Reparaturservice. Bei der Vario Stütze von Bikeyoke kann der Fahrer das System mit nur kleinen Handgriffen selber warten. Mithilfe eines 4 mm Innensechskant Schlüssels betätigt man den sogenannten Reset-Knopf, durch Druck auf die Stütze entlüftet man das Öldrucksystem im Inneren und das Hydrauliköl gelangt an die richtige Stelle zurück. Das Ölkammer-Reset dauert nur einen kleinen Augenblick und kann mit einem Multitool sogar auf dem Trail durchgeführt werden. So viel Technik und Komfort hat seinen Preis. Die Bikeyoke gehört zu den teuren Sattelstützen auf dem Markt.
Vecnum Moveloc 2
Made in Germany heißt es bei der Marke Vecnum. Die Moveloc 2 zählt zu den leichtesten Vario Sattelstützen auf dem Markt. Mit schlanken 490 Gramm bei einem Hub von 140 mm soll die Vario Stütze knapp 20 % leichter sein als die Konkurrenz. Bei der Moveloc 2 setzt Vencum voll auf eine mechanische Anlenkung und macht die leichte Sattelstütze so robuster und wartungsärm