Nun steht der Sommer erneut vor der Tür und da fragst du dich sicher, welche Möglichkeiten dir dieses Jahr überhaupt offenstehen, um deinen wohlverdienten Sommerurlaub zu einem echten Erlebnis zu machen.
Fahrradfahren als Hobby hat im vergangenen Jahr einen regelrechten Boom erlebt. Vielleicht hast du es auch neu oder wieder für dich entdeckt und hattest schon die Idee, deinen Urlaub mit einer Fahrrad-Aktivität zu füllen. Im Folgenden verraten wir dir, wie dir das Fahrrad diesen Sommer eine Eintrittskarte für eine besonders erlebnisreiche Art zu Reisen sichert: das Bikepacking.
Eine Bikepacking-Tour hebt sich jedoch stark von einer klassischen Radreise ab und ist etwas für echte Abenteurer. Du bist über mehrere Tage unterwegs, übernachtest im Zelt oder unter freiem Himmel und bist dein Selbstversorger. Dieser Trend der Microadventures wird dieses Jahr wohl noch populärer denn je. Die richtige Ausrüstung und eine gut durchdachte Vorbereitung sind jedoch das A und O, um dein Sommer-Abenteuer gelungen zu gestalten. Für den optimalen Einstieg haben wir wahre Bikepacking-Expertinnen & Experten befragt und dir ihre wichtigsten Tipps für Bikepacking-Anfänger zusammengestellt.
Beim Bikepacking handelt es sich nicht um eine gewöhnliche Fahrradtour, sondern vielmehr um eine spezielle Art des Radreisens. Der Bikepacker ist als Selbstversorger unterwegs und bestreitet mehrtägige Touren, die oft auch abseits von asphaltierten Radwegen entlangführen. Es geht vorrangig darum die eigene Komfortzone zu verlassen, für eine begrenzte Zeit möglichst minimalistisch zu leben und dabei neue Gegenden zu entdecken. Kleine und große Offroad-Abenteuer sowie ein bewusstes Erleben der Natur zählen ebenfalls zum Kern der besonderen Radreise-Art.
Der Begriff Bikepacking ist aus der Kombination des Bikes mit dem Ausdruck „Backpacking“ entstanden. Im Vergleich zum Backpacking, was überwiegend zu Fuß in Wanderschuhen stattfindet, ist es mit dem Fahrrad möglich weitere Strecken zurückzulegen und auch mehr Gepäck dabei zu transportieren.
Als Ursprung des Bikepackings werden häufig sogenannte „Self-Support-Rennen“ angesehen. Das sind Rennen die mit dem Fahrrad über große Distanzen hinweg ausgetragen werden. Die Teilnehmer haben dabei keinerlei Unterstützung und müssen ihre gesamte Ausrüstung selbst mit ihrem Rad transportieren. Das Bikepacking hat sich daraus als Trend etabliert, bei dem aber nicht das Rennen, sondern das Abenteuer als solches im Mittelpunkt steht.
„Einfach mal ausprobieren.“
Dieser Tipp kommt von:
Hallo, ich bin Martin. Seit mehr als 30 Jahren bin ich mit dem Fahrrad unterwegs und habe mittlerweile 51 Länder bereist und dabei mehr als 65.000 Kilometer zurückgelegt. Auf BiketourGlobal berichte ich regelmäßig über meine Touren, Reisen, Erlebnisse und Erfahrungen.
Hier geht es rund ums Reisen mit dem Rad, durch nahe und ferne Länder, um Bikepacking-, Gravel- & Reiseräder, Bilder, Menschen, Abenteuer, Ausrüstung und Tipps.
Wie bist du zum Bikepacking gekommen?
Nach vielen Jahren und Touren als klassischer Radreisender habe ich vor einiger Zeit das sogenannte Bikepacking für mich entdeckt: das Fahren mit geländegängigen Rädern und leichtem Gepäck abseits der Straße, auf Schotter und Trails. Ich hatte schon länger festgestellt, dass ich immer weniger Gepäck brauchte und zudem gerne etwas sportlicher und auch mehr im Gelände unterwegs sein wollte – auch wenn man als Radreisender in vielen Ländern der Welt ohnehin kaum auf guten Straßen und Wegen unterwegs ist.
Auf meiner Tour auf der Careterra Austral durch Patagonien sind mir schon erste Radreisende begegnet, die im Bikepacking-Stil unterwegs waren. Das fand ich schon sehr interessant. Zudem begann damals der „Hype“ um das Bikepacking und aus Neugier habe ich mich für den Tuscany Trail 2018 angemeldet und mir dafür dann ein entsprechendes Bikepacking-Rad aufgebaut. Und seitdem bin ich begeisterter Bikepacker, wobei ich das einfach als eine tolle Ergänzung zum bislang klassischen Tour fahren sehe.
Mittlerweile habe ich schon die nächste Weiterentwicklung vollzogen und bin vom Radreisenden zum Bikepacker und dann zum Ultra-Endurance Bikepacking Racer geworden. 2019 war ich in Kenia und Tansania mit dem Bikepacking-Rad noch auf Tour und bereits im Frühjahr 2020 habe ich erfolgreich am Atlas Mountain Race teilgenommen. In diesem Jahr starte ich im August beim Silkroad Mountain Race.
Welchen wichtigen Tipp würdest du einem Bikepacking-Einsteiger geben?
Einfach mal ausprobieren. Es wird viel darüber gesprochen und geschrieben, aber am Ende hilft nur selber machen. Es geht nicht um Geschwindigkeit oder Kilometerleistungen – beim Bikepacking sollte Erlebnis vor Ergebnis stehen und damit der persönliche Spaß an der Sache. Und so kann man sich langsam an das „Abenteuer“ Bikepacking herantasten, eine Übernachtung mit einbauen (egal ob unter freiem Himmel, im Zelt, Hostel oder Hotel) und dann auch schauen, ob es ein neues Fahrrad braucht, oder ob man mit dem vorhandenen Rad bereits viele Touren machen kann.
Und wer Spaß an der Sache gefunden hat, der kann sich durchaus Gravelbikes anschauen, die sich grundsätzlich für das Fahren auf Asphalt und im Wald eignen und teilweise auch für das Bikepacking mit etwas mehr Gepäck passend sind. Achtet da aber auf eine ausreichende Übersetzung bzw. Untersetzung, denn im Gelände braucht es etwas mehr als auf der Straße – vor allem mit Gepäck.
Welche vermeidbaren Fehler hast du bei deinen ersten Bikepacking-Abenteuern gemacht?
Ich würde nicht von Fehlern sprechen, sondern eher von Erfahrungen. Und die muss leider jede*r selber machen. Sie sind wichtig um sich weiterzuentwickeln. Bevor ich mit dem Bikepacking begonnen habe, hatte ich ja bereits jahrzehntelange Erfahrungen im Radreisen. Und im Kern unterscheidet sich das nicht wesentlich vom Bikepacking.
Aus meiner Sicht ist heutzutage der größte Fehler, sich von Instagram & Co. beeindrucken zu lassen. Es geht um deine Art des Reisens mit dem Fahrrad – egal ob klassisch oder im Bikepacking-Stil, ob mit einem Tourenrad, MTB oder Gravelbike. Mit der Zeit findet man seinen individuellen Stil und sein Gleichgewicht. Und dann stellt man fest, dass es völlig egal ist, wie man das nennt. Wichtig ist nur: Einfach rauf aufs Rad und los.
Es gibt so ein paar Basics, die die Tour retten können…
Dieser Tipp kommt von:
Hallo, mein Name ist Juliane. Besser bekannt unter dem Pseudonym Radelmädchen. Das Radelmädchen befindet sich bevorzugt in Begleitung ihrer großen Liebe – dem Fahrrad. Egal, ob auf Reisen, in der heimischen Flora und Fauna oder in Gedanken.
Ich berichte von der Entwicklung der urbanen Radfahrerin, die mit dem Touren-Rad auch mehrere Tage am Stück in der Natur unterwegs ist. Doch Radelmädchen bloggt auch über den Wechsel aufs Faltrad in der Stadt, das Gravelbiken und vor allem ihrer Liebe zum Bikepacking.
Wie bist du zum Bikepacking gekommen?
Ich bin über die sozialen Medien und über meine kleine Fahrradbubble immer wieder auf das Thema gestoßen. Anfangs dachte ich noch: „Nee, das ist nichts für mich. voll unpraktisch mit den ganzen kleinen Taschen. Wo soll ich denn meine ganzen Sachen hinpacken?“
Doch dann war ich super neugierig mal ein Gravelbike zu fahren und abseits der üblichen Wege mit breiteren Reifen unterwegs zu sein. Und für mich war das Thema Bikepacking dann eine ganz natürliche Entwicklung, da ich eben offroad auch lieber leichter bepackt und flexibler unterwegs sein wollte. Also habe ich das einfach mal ausprobiert und es hat meine Art des Radfahrens und Reisens mit Fahrrad absolut positiv verändert! Ich konnte mein Fahrrad auf einmal über Hindernisse heben oder eine Treppe runtertragen! Es tat einfach gut, nicht den ganzen Haushalt dabei zu haben, sondern nur das, was ich wirklich brauche!
Welchen wichtigen Tipp würdest du einem Bikepacking-Einsteiger geben?
Man braucht am Anfang nicht alles neu und die komplette Ausstattung. Für mich hat sich das Stück für Stück entwickelt, mein Set Up verändert sich auch jetzt noch ständig, je nach dem zu welcher Jahreszeit und wo ich unterwegs bin. Wenn die Möglichkeit besteht, würde ich zunächst zum Beispiel Taschen ausleihen und probieren, was ans Rad passt. Dann kann man immer noch schauen, was man kaufen möchte. Genauso beim Thema Zelt oder Biwak. Bikepacking bedeutet auch nicht, dass man zwangsläufig draußen schlafen muss. Bei meiner ersten Solo-Bikepacking Tour habe ich zum Beispiel in Pensionen geschlafen. Dadurch konnte ich Gepäck sparen und mich erstmal an alles gewöhnen.
Es gibt so ein paar Basics, die die Tour retten können und die man immer dabei haben sollte. Dazu gehören Regenjacke, Multi-Tool, Kabelbinder, Flickzeug/ Ersatzschlauch (auch bei Tubeless Set-Up) und Pumpe, sowie ein Messer und eine Erste-Hilfe Kit. Sicherlich gibt es da noch ein, zwei Dinge mehr. Und man sollte immer einen leichten Fahrradrucksack / Beutel dabei haben, für die kleinen Einkäufe!
Welche vermeidbaren Fehler hast du bei deinen ersten Bikepacking-Abenteuern gemacht?
Einzelne Taschen habe ich zu voll und schwer gepackt, denn ich nehme oft zu viel Kleidung mit. Dabei reicht meist ein Ersatzkit aus, zumindest für Touren unter 5 Tagen. Man kann die Sachen oft auslüften über Nacht oder eben Kleidung nehmen, die nicht so schnell Gerüche annimmt. Hygiene ist wichtig und gerade Polster von Hosen sollte man regelmäßig waschen. Sitzcreme ist da auch so ein Thema: Die hilft nicht nur bei langen Tagen im Sattel, sondern auch im Sommer, wenn man mehr schwitzt, Irritationen durch Reibung vorzubeugen. Das kann einem schonmal die Tour retten ;-).
„Informiere dich über die Basics und starte mit dem, was du hast.“
Dieser Tipp kommt von:
Hallo, ich bin Dennis. Ich muss zunächst zugeben, ich habe noch nicht mit dem Fahrrad die Welt umrundet und habe auch noch nicht an einem legendären Bikepacking-Race oder ähnlichen Events teilgenommen. Meine Begeisterung für das Bikepacking hat sich in den letzten Jahren aber mehr und mehr gesteigert und ich habe ein Faible für gutes und funktionales Equipment. Mittlerweile sind auch schon einige Bikepacking-Touren zustande gekommen.
Zu Anfang meiner aufkommenden Leidenschaft für das Bikepacking, stand ich jedoch vor vielen Fragen. Ich hatte zu Beginn durchaus so meine Mühe, auf diese Fragen Antworten zu finden. Es gab zwar ein paar Blogs, die sich mit dem Thema Bikepacking beschäftigten, jedoch fand ich dort in der großen Masse bereits sehr erfahrene Sportler, die schon auf einem hohen Level unterwegs waren. Aus diesem Grund habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, Anfänger und Newbies an diese faszinierende Sportart, Schritt für Schritt heranzuführen.
Wie bist du zum Bikepacking gekommen?
Das Fahrradfahren und die Naturverbundenheit begleiten mich schon seit meiner frühen Jugend. Nachdem es eine ca. 10-jährige Fahrradpause gab, habe ich Anfang der 2000er meine Begeisterung für das Zweirad wiederentdeckt und habe mit gelegentlichen kleinen Radreisen begonnen.
Als ich dann vor circa. 4 Jahren zum ersten Mal über das Thema Bikepacking gestolpert bin, war ich sofort Feuer und Flamme. Bikepacking füllte genau die Lücken aus, die mir beim klassischen Radreisen gefehlt hatten. Die Möglichkeit, sich auch abseits asphaltierter Radwege fortzubewegen, der minimalistische Ansatz, gepaart mit einer extra Portion Abenteuerfeeling, haben mich schnell in ihren Bann gezogen.
Von nun an habe ich alle Informationen rund um dieses Thema regelrecht aufgesogen. Selten hat mich ein Thema so gepackt. Die Begeisterung ging sogar so weit, dass ich 2019 beschloss, simple-bikepacking.de ins Leben zu rufen. Eine digitale Plattform, auf der ich speziell Bikepacking-Einsteiger und unerfahrene Radfahrer ansprechen möchte, um sie mit einfachen und verständlichen Informationen beim Start in ihr erstes Bikepacking-Abenteuer zu begleiten, ohne komplizierten Tech-Talk oder Fachchinesisch.
Welchen wichtigen Tipp würdest du einem Bikepacking-Einsteiger geben?
Bikepacking erlebt seit einiger Zeit einen regelrechten Hype. Es entstehen maßgeschneiderte Produkte, eigene Printmagazine und die mediale Präsenz nimmt zu. Das hat viele positive Effekte, kann aber Einsteiger auch schnell verunsichern. Die Flut an Informationen und Produkten führt dazu, dass man das Bike vor lauter Fahrrädern nicht mehr sieht.
Bikepacking-Einsteiger sollten zunächst einmal herausfinden, ob diese Form des Radreisens etwas für sie ist. Dafür wird weder das neueste Gravel-Bike inklusive Taschen-Set noch ein 150€ Radtrikot benötigt. Oftmals reichen schon wenige bereits vorhandene Ausrüstungsgegenstände, um das erste Bikepacking-Abenteuer in die Tat umzusetzen.
Um erste Bikepacking-Erfahrungen zu sammeln, kann ein vorhandenes Fahrrad genutzt werden oder man kann sich ggf. im Freundes- und Bekanntenkreis etwas Ausrüstung „zusammenleihen“. Eine übersichtliche Packliste hilft dabei, nichts zu vergessen.
Sind die Sachen gepackt, kann es schon losgehen. Für die erste Bikepacking-Tour empfiehlt sich ein sogenannter „Overnighter“. So wird eine kurze Bikepacking-Tour bezeichnet, bei der man nur eine Nacht in der Natur verbringt. Ein Overnighter ist eine gute Gelegenheit, um Ausrüstung und Kondition zu testen und herauszufinden, ob einem das Bikepacking Spaß macht.
Mein Tipp lautet daher: Informiere dich über die Basics und starte mit dem, was du hast.
Wenn man einmal Blut geleckt hat, bin ich mir sicher, dass es nicht bei dieser einzigen Tour bleiben wird…
Welche vermeidbaren Fehler hast du bei deinen ersten Bikepacking-Abenteuern gemacht?
Da gibt es einiges zu berichten. Um nicht zu ausschweifend zu werden, beschränke mich hier auf meine Top 3 Fehler:
Zu viel Gepäck: Ich habe fast immer etwas dabei, von dem ich im Nachhinein sagen kann, dass ich es nicht wirklich gebraucht habe. Der Minimalismus des Bikepackings hat so seine Tücken. Wir sind bestrebt, auf alle Situationen vorbereitet zu sein. Noch ein T-Shirt mehr. Vorsichtshalber doch die größere Gaskartusche. Für mich macht aber gerade diese Ambivalenz einen großen Reiz aus. Man kann sich schrittweise verbessern und immer neue Dinge ausprobieren.
Zu wenig Essen und Trinken: Mein Körper reagiert schnell auf Mangel von Flüssigkeit oder Nahrung. Ich werde schlapp, bin müde und bekomme schlechte Laune. Für solche Situationen habe ich daher immer diverse Riegel, Gels oder Süßigkeiten in meinen Taschen gebunkert. Auch achte ich immer darauf, ausreichend Flüssigkeit dabei zu haben oder diese regelmäßig auffüllen zu können. Übrigens dabeihaben alleine hilft nichts, man muss auch regelmäßig daran denken, Flüssigkeit und Nahrung zu sich zu nehmen!
Kondition überschätzt: Es ist etwas völlig anderes, mit einem voll beladenen Bikepacking-Fahrrad auf Tour zu gehen. Das Gewicht des Fahrrads samt Ausrüstung ist um einiges höher als bei einem „nackten“ Fahrrad. Das macht sich nicht nur beim Handling bemerkbar, sondern auch bei der Leistungsfähigkeit. Gerade bei meinen ersten Touren habe ich diesen Faktor unterschätzt und bin an die Grenzen meiner Belastungsfähigkeit gekommen.
Abschließend sei gesagt, dass es genau diese Fehler sind, die mir am meisten in Erinnerung geblieben sind und durch die ich am meisten gelernt habe. In diesem Sinne – einfach raus und machen!
Welches Fahrrad eignet sich für Bikepacking?
Grundsätzlich kannst du mit jeder Art von Fahrrad auf ein Bikepacking-Abenteuer aufbrechen. Da es keine klare Definition für Bikepacking gibt und Bikepacker ihre Abenteuer unterschiedlich gestalten, gibt es auch keine Empfehlung für „das beste Bikepacking-Rad“.
Vielmehr solltest du die Wahl des Fahrrads für deine Bikepacking-Abenteuer von deinen persönlichen Vorlieben und Anforderungen an die geplanten Strecken abhängig machen. Innerhalb der Bikepacking-Szene werden einzelne Fahrradgattungen häufiger verwendet. Hier möchten wir sie dir grob vorstellen.
Gravel Bikes für das Bikepacking
Gravel Bikes sind die wohl beliebtesten Bikepacking-Räder. Das liegt wohl daran, dass sie sich für vielfältige Einsatzzwecke und Terrains bewährt haben. Einerseits bist du mit diesem besonderen Fahrradtyp flott unterwegs auf befestigten Wegen wie asphaltierten Straßen und Radwegen. Andererseits eignen sie sich aber auch wunderbar für das befahren von unebenen Untergründen. Egal, ob Schotterwege (daher das Gravel in der Bezeichnung), unbefestigte Waldstrecken oder Fahrabschnitte querfeldein im leichten Gelände.
Ihre entspannte Rahmengeometrie ist für Touren und längere Ausfahrten optimiert, was auch auf Bikepacking-Touren den Komfort erheblich erhöht.
Eine Verwandtschaft zu den ebenfalls jenseits des Asphalts fahrenden Cyclocrossern ist nicht zu leugnen. Allerdings sind die Gravelbikes ganz klar die ausdauernde Variante. Während der Cyclocrosser eher ein Sprinter ist, setzt das Gravel auf die Langdistanz.
Die Rahmen vieler Gravel Bikes bieten die Möglichkeit, Gepäckträgersysteme anzubringen und erleichtern so das Befestigen deines Gepäcks.
Mountainbikes für das Bikepacking
Wenn das Gelände gröber ist und du auf deinem Bikepacking-Abenteuer Straßen und asphaltierte Wege zum größten Teil umfährst, bietet sich ein Mountainbike an. Dank der Federung und der grobstolligen Bereifung sind größere Wurzeln, Steine oder loses Gelände kein Hindernis.
Normalerweise lassen sich auch an einem Mountainbike genug Taschen befestigen um alles nötige zu verstauen. Hier sind die Hardtails im Vorteil, da sie mehr Platz für Rahmentaschen haben als Fullys.
Generelle Entscheidungskriterien für ein Bikepacking-Fahrrad
Bitte berücksichtige das zulässige Gesamtgewicht des Fahrrads, was dich auf deiner Abenteuer-Reise begleitet und berechne das tatsächliche Gesamtgewicht. In das tatsächliche Gesamtgewicht musst du folgende Bestandteile miteinrechnen:
Gewicht des Fahrrads
+ das Gewicht des Fahrers (mit Schuhen und gesamter Kleidung)
+ dem Gewicht der Zuladung an Gepäck
= tatsächliches Gesamtgewicht
Achte darauf, dass die Summe dieser Rechnung nicht das angegebene zulässige Gesamtgewicht des Herstellers überschreitet.
Welche Bikepacking-Taschen gibt es?
Welche Fahrradtaschen du benötigst, hängt davon ab, wie viel Gepäck und Ausrüstung du transportieren möchtest. Ebenso solltest du darauf achten, dein Bike nicht zu sehr mit Taschen zu überladen. Ein überladenes Fahrrad führt dazu, dass du bei deiner Bikepacking-Reise an Komfort und Fahrgefühl einbüßt. Besonders, wenn du auch im Gelände unterwegs bist, solltest du diesen Tipp beherzigen. Hier findest du eine Auflistung der beliebtesten Taschenarten.
Rahmentaschen
Eine Rahmentasche wird unkompliziert in den Fahrradrahmen gespannt und ist wohl die größte Taschen-Art, die es im Bikepacking-Bereich gibt. Das Rahmendreieck ist in den meisten Fällen komplett ausgefüllt, es gibt aber auch „halbe Rahmentaschen“. Generell bietet diese Art von Fahrradtasche viel Stauraum, den du bei einem mehrtägigen Abenteuer gut gebrauchen kannst. Du solltest aber beachten, dass du bei einigen Modellen deine Trinkflasche bzw. den Flaschenhalter dann nicht mehr am Rahmen befestigen kannst. Auch bei vielen Fully MTBs kann eine Rahmentasche nicht verwendet werden. Beachte am besten die Maße der Tasche und messe den verfügbaren Platz an deinem Bike individuell nach.
Satteltaschen
Spricht man im Bikepacking-Umfeld von Satteltaschen, sind nicht die kleinen Taschen gemeint, in die du höchstens einen Ersatzschlauch und das nötigste Werkzeug unterbekommst. Hier sprechen Bikepacker von größeren Varianten mit Namen wie „Seat Pack“ oder „Back Loader“. Mit einem Volumen von bis zu 16,5 Litern bieten die länglichen Satteltaschen massig Stauraum. Beachte, dass du am besten eine wasserdichte Variante wählst, da die Tasche aufgrund ihrer Platzierung auch als Schutzblech dient.
Lenkertasche
Die Packsäcke die meist in Rollenform am Lenker befestigt werden, nennen sich Lenkertaschen. Sie lassen sich wie alle Bikepacking-Taschen ohne einen Gepäckträger befestigen. Beachte bei Bikes mit Federgabel, dass auch im eingefederten Zustand noch genug Platz zwischen Tasche und Vorderrad ist. Andernfalls kann es zu unschönen Abreibungen an der Tasche kommen.
Klassische Packtaschen
Wir nehmen mal an fast jeder kennt die klassischen Packtaschen die an Gepäckträger oder an Aufnahmen an der Gabel platziert werden können. Sie bieten sehr viel Stauraum und sind gerade an Reisefahrrädern schon altbekannt. Gerade wenn es auch mal ins Gelände geht werden empfinden manche Reisenden aber das Handling des Bikes als nicht mehr optimal.
Tipp: Schütze dein Bike
Egal welche Taschen du verwendest, achte darauf alle Kontaktpunkten zwischen Rad und Tasche zu schützen. Klebe eine Schutzfolie an diesen Stellen auf deinen Fahrradrahmen. Das beugt unschönen Scheuerstellen vor.
Auch die Taschen an sich sollten sich nicht gegenseitig berühren. Egal wie stabil sie befestigt sind, durch Erschütterungen werden sie sich immer mal bewegen. Nichts wäre schlimmer als das Abenteuer abbrechen zu müssen, weil sich eine Tasche durchgescheuert hat.
Was muss ich alles einpacken?
Packlisten sind wohl mit am meisten gefragt, wenn die Planung der ersten Bikepacking-Tour ansteht.
Je nach Tour und Art der geplanten Strecken brauchst du unterschiedliche Gegenstände, die essentiell sind. Dazu kommen noch die individuellen Gegenstände, die jeder für sich im Alltag benötigt und nicht direkt mit dem Biken zusammenhängen.
Entscheidend sind zunächst folgende Fragestellungen:
- Wie lange planst du unterwegs zu sein?
Je nachdem wie lange du unterwegs sein wirst, solltest du entsprechende Wechselkleidung und Vorräte einplanen. Wie in den Tipps unserer Experten & Expertinnen zu lesen, solltest du es aber nicht mit der Kleidung übertreiben, du benötigst nicht für jeden Tag ein separates Outfit. Hier gibt es weitere Tipps zur Kleidung. - Versorgst du dich unterwegs selbst?
Achte unbedingt schon auf entsprechende Möglichkeiten der Versorgung bei der Routenplanung. Bedenke auch das deine Einkäufe zusätzlichen Platz benötigen und natürlich auch ihr Gewicht haben.Einen umfangreichen Guide zur Ernährung auf Bikepacking-Tour findest du hier. - Übernachtest du im Freien oder ziehst du eine Pension, Gasthaus oder ähnliches vor?
Je nachdem für welche Variante du dich entscheidest, benötigst du die entsprechende Ausrüstung. Für die Übernachtung im Freien ist eine Isomatte und ein Schlafsack wohl das Mindeste.
Hier eine Orientierung was zum weiteren „Grundgepäck“ gehören sollte:
- Leichtes & kompaktes Zelt
Der Markt an Zelten ist enorm. Es gibt allerdings diverse Hersteller, die sich auf Bikepacking-Zelte spezialisiert haben. Diese sind besonders leicht und vor allem extrem kompakt im Packmaß. Auch die Zelt-Streben sind zusammengefaltet schön kurz, damit sie sich mühelos in den Bikepacking-Taschen verstauen lassen. Achte unbedingt auf eine hohe Qualität, denn nichts ist bei einer Übernachtung im Freien schlimmer als nass zu werden. - Zusammenrollbare oder faltbare Isomatte
Meistens sucht man sich zum Übernachten einen schönen Platz in der Natur, wo der Boden zweifelsohne weicher ist, als auf einem Betonparkplatz. Trotzdem solltest du eine dünne oder aufblasbare Isomatte einpacken. Schon allein um aufziehende Feuchtigkeit aus dem Boden zu stoppen, ist eine hochwertige Isomatte Gold wert. - Kompakter & leichter Schlafsack
Eines der wohl wichtigsten Utensilien auf einem Bikepacking-Trip ist der Schlafsack. Auch hier gibt es spezielle Modelle für Fahrrad-Abenteurer. Ein geringes Gewicht und Packmaß sowie ein ausreichender Temperaturbereich für den Einsatzzweck sind die zu beachtenden Kriterien beim Kauf. - Minimalistisches Geschirr
Reduziere dich auf das Nötigste, aber ein kleines Set bestehend aus Kocher, Topf & Teller darf es schon sein. PS: Feuerzeug nicht vergessen! - Praktisches Multifunktionsmesser
Es gibt gute Multifunktionsmesser, die über Gabel und Messer verfügen, gleichzeitig aber noch andere wichtige Features bieten. Man weiß ja nie, ob nicht mal eine kleine Säge oder Ähnliches gebraucht wird. - Nahrung & Verpflegung
Je nachdem, wo du unterwegs bist, ist es unabdingbar, einige Notrationen an Verpflegung mitzunehmen, denn nicht immer ist der nächste Supermarkt um die Ecke. Einige Riegel, Nüsse und die ein oder andere Packung Instant-Nudeln nehmen nicht viel Platz weg, können aber schnell mal der Retter in der Not sein. Damit du nicht dehydrierst und ausreichend mit Flüssigkeit versorgt wirst, solltest du an eine Fahrrad-Flasche & Getränkehalter denken. - Sicheres Schloss
Du weißt nie, wie abgelegen du zeltest. Daher solltest du dein Bike immer sichern. Mit welchem Fahrradschloss das am besten geht, erfährst du in unserem Fahrradschloss-Ratgeber. - Erste Hilfe Notfallset
Ein kleines Notfallkit mit Pflastern, Desinfektionsmittel usw. solltest du immer mitführen, wenn du in der Natur übernachtest. - Fahrradwerkzeug und Ersatzteile
Für kleine Reparaturen und Platten solltest du unbedingt entsprechendes Fahrradwerkzeug (platzsparende und praktische Minitools) und Ersatzschläuche mitführen. Kabelbinder können Touren retten. - Kleidung, Helm und Fahrradbrille
Nehme der Witterung angepasste Kleidung mit. Beachte, dass es Abends und Nachts gerade in freier Natur deutlich abkühlen kann. Ein Fahrradhelm als Schutz für deinen Kopf ist natürlich ein Muss und eine Fahrradbrille für uneingeschränkten Sicht bei wechselnden Lichtverhältnissen und Schutz deiner Augen vor Sonnenlicht. - Fahrrad-Navi oder Smartphone mit Navigations-App
Damit du auf deiner geplanten Route die richtigen Wege einschlägst empfiehlt sich zur Navigation entweder ein Fahrrad-Navi oder ein Smartphone mit App zur Fahrradnavigation.
Zum Glück haben unsere Experten und Expertinnen mit ihrer Erfahrung schon verschiedene Packlisten vorbereitet, an denen du dich weiter orientieren kannst.
Juliane stellt ihre 2-Tages-Packliste vor:
https://radelmaedchen.de/bikepacking-ole-meine-packliste-fuer-ein-wochenende/
Dennis von simple-bikepacking hat eine Liste für Mehrtagestouren vorbereitet:
https://simple-bikepacking.de/die-ausfuehrliche-bikepacking-packliste/
Martin von BiketourGlobal war auf Bikepacking-Tour in Zentralafrika, seine detaillierte Packliste hier:
https://www.biketour-global.de/2018/12/30/bikepacking-gabun-2019-ausruestung-packliste/
Welches Zelt für meine Bikepacking-Tour?
Der Markt an Zelten ist riesig. Deshalb möchten wir hier nicht auf einzelne Modelle eingehen, sondern eher Zeltarten und Alternativen miteinander vergleichen.
Beim Bikepacking geht es unter anderem um Minimalismus und Gewichtseinsparung. Dieses Thema berifft auch vor allem das Gepäck, das du auf deiner Reise dabei hast. Achte also auf die Gewichtsangaben (die Angabe „ultraleicht“ sticht dir bei der Recherche sicher ins Auge) und vergesse nicht dir das Packmaß anzuschauen.
Ein-Personen-Zelte
Sie bieten wirkungsvollen Schutz vor Regen oder Insekten. Die Konstruktion ist meist sehr einfach gehalten, steht auf nahezu jedem Untergrund und auch das Aufbauen ist meist kinderleicht. Es gibt diese Zelt-Art auch in größeren Versionen für 2 oder 3-Personen.
Biwaksack
Der Biwaksack ist eigentlich nur ein Schutz, der über den eigentlichen Schlafsack gezogen wird. Dementsprechend ist auch die Schutzwirkung gegen schlechtes Wetter und Insekten gegeben. Bei angenehmer Witterung schenkt dir der Biwaksack aber eine ganz besondere Erfahrung: eine Übernachtung unter komplett freiem Himmel. Besonders vorteilhaft bei dieser Option ist auch das das mit Abstand geringste Gewicht.
Tarp oder Sonnensegel
Eine Plane mit Ösen. Daraus lässt sich mit ein wenig Geschick, Gestängen und Leinen ein Unterschlupf für die Nacht bauen. Auch eher eine Lösung für Schönwetterperioden, aber auch eine tolle Ergänzung zu einem leichteren Zelt als Vordach oder Sonnenschutz.
Wie packe ich am besten?
Als erstes lässt sich sagen, du solltest vermeiden viel Gewicht an deinem Körper direkt (zum Beispiel in einem Rucksack) zu transportieren. Nutze die Möglichkeiten, dein Gepäck an deinem Fahrrad zu befestigen. Jeder, der schon mal mit einem schweren Rucksack auf Tour war, egal ob zu Fuß oder auf dem Bike, weiß das zu schätzen. Deine Schultern werden es dir danken.
Bei der Frage „Was packst du wohin?“ spielt es eine Rolle, wie viel Gepäck du überhaupt transportieren willst und welche Taschen dir zur Verfügung stehen. Achte darauf, dass die Gewichtsverteilung sich nicht negativ auf das Fahrverhalten deines Rades auswirkt. Hier eine grobe Aufteilung was du wohin packen kannst:
Für die Satteltasche
Mittelschwere Gegenstände, die du nicht direkt während des Fahrens benötigst kommt in die Satteltasche:
- Schlafsack
- Miniluftpumpe
- Kocher
- Mi
- Wechselkleidung (aber nicht die Kleidung die du auf der Fahrt benötigst)
Für die Rahmentasche
Schwere Gegenstände, da in der Rahmentasche das Gewicht sehr nah und tief am Bike sitzt:
- Zelt
- Verpflegung
- Wasser
- Fahrrad-Werkzeug und Ersatzteile
- Powerbank oder andere Elektronik
- Essgeschirr
Für die Lenkertasche:
Leichte Gegenstände, die das Handling des Lenkers weniger einschränken packst du in die Lenkertasche:
- Isomatte
- Regenkleidung oder Windjacke
- Kleinerer Proviant für unterwegs (zum Beispiel: Riegel, kleinerer Snacks)
- Erste Hilfe Set
Wie viel Kilometer muss ich am Tag fahren?
Ein Grundgedanke des Bikepackings ist Freiheit. Es ist dir komplett selbst überlassen, ob du am Tag 10 oder 100 Kilometer zurücklegst.
Wage einfach den Schritt oder besser gesagt die Pedalumdrehung in die Natur und lass dich treiben. Was zählt, sind die Erfahrungen und Erlebnisse und nicht die gesammelten Kilometer.
Wo kann ich beim Bikepacking einfach übernachten?
Normalerweise übernachtest du beim Bikepacking nicht in Hotels oder Pensionen. Das ist dir jedoch auch vollkommen selbst überlassen. In diesem Jahr musst du allerdings auch auf die geltenden Corona-Bestimmungen achten. So ist derzeit noch fragwürdig, wann überhaupt wieder touristische Beherbergung möglich sind.
Zum eigentlichen Bikepacking-Abenteuer gehört das Übernachten in der Natur einfach dazu. Du solltest dir bei der Planung deiner Tour am besten schon Gedanken machen, wo in etwa du übernachten möchtest.
Vorsicht: Wildcampen ist verboten
In den allermeisten Gegenden in Deutschland ist wildes Zelten leider verboten. Wenn du dir im Voraus die Erlaubnis von einem Grundstückbesitzer (zum Beispiel dem Waldbesitzer oder ein Bauernhof, der auf deiner Route liegt) einholst, kannst du dieses Verbot umgehen. Mit nettem und höflichem Durchfragen lässt sich i. d. R. der Grundstücksbesitzer ausfindig machen und mit etwas Glück einen Schlafplatz auf seinem Grundstück organisieren.
Unser Nachbarland Polen hat kürzlich ganze 425 Waldgebiete für das Wildcamping freigegeben. Unter der Einhaltung bestimmter Regeln & Auflagen ist dort naturschonendes Übernachten möglich. Ein spannendes Modell, was hoffentlich das Bewusstsein zum „Draußen-sein“ verbessert und auch in anderen europäischen Ländern eingeführt wird.
Alternativen zum Wildcamping
In vielen Wäldern, Nationalparks oder Landschaftsschutzgebieten ist das Übernachten im Freien erlaubt (“Freiübernachtungsstätte”), Zelten jedoch verboten. Genauere Informationen zu konkreten Gebieten musst du dir vorher individuell einholen und bei der Routenplanung beachten.
Oft werden von Gemeinden und Ortschaften auch Trekkinghütten oder Biwakplätze angeboten, in denen eine spartanische Übernachtung möglich ist. Wetterschutzhütten fallen aber nicht darunter. Diese sollten nur in der größten Not zum Schlafen aufgesucht werden.
Festzuhalten bleibt: Halte unterwegs oder schon bei der Planung deiner Route Ausschau nach Campingplätzen, Naturcampingplätzen oder Trekkingplätzen. Mache dich unbedingt mit den regionalen Gesetzen & Bestimmungen vertraut. Diese unterscheiden sich nämlich von Region zu Region.
Selbstverständlich sollte sein, dass du die Natur mit Respekt behandelst. Nehme deinen Müll wieder mit, mache kein offenes Feuer (so romantisch das auch sein mag) und beschädige oder verunreinige nichts!
Nützliche Links:
Ich nehme mir gerne einige Wertvolle Tipps mit. Danke dafür. Tolle Bilder, inspiriert mich direkt mit dem Fahrrad eine Tour zu starten.
Lg Alisa