Bei der traditionsreichsten und wohl bekanntesten Rundfahrt der Welt sind dieses Jahr 22 Teams mit ihren 8 (reduziert, bis dahin 9) stärksten Fahrern am Start, schließlich ist die TdF das Rennrad Ereignis des Jahres und stellt für Teams, Fahrer und Sponsoren einen prestigeträchtigen Saisonhöhepunkt dar. Wenn sich „Le Tour“ dieses Jahr das 105. Mal jährt, stellen die 21 Etappen der dreiwöchigen Rundfahrt sehr unterschiedliche Anforderungen an Teams und Fahrer. Das Reglement wurde dabei wie immer so gewählt, dass sowohl Chancengleichheit zwischen den Teams, als auch eine hohe Motivation der einzelnen Fahrer herrscht. Bei Streckenlängen zwischen 31 und 231 Kilometern, Anstiegen von über 2600 Höhenmetern, Flachetappen mit Sprintankünften, kletterintensiven Bergwertungen, kräftezehrenden Kopfsteinpflasterpassagen und schnellen Zeitfahretappen ist es nur logisch, dass ein Team wohl überlegt und strategisch aus Fahrern zusammengestellt werden muss, die mindestens in einer dieser Disziplinen ihre Stärke haben. Welche Fahrertypen es gibt, welche Aufgabe sie innerhalb des Teams haben und was sie auszeichnet, haben wir hier für dich zusammengefasst.
Der Gesamtklassement-Fahrer
Er hat die Aufgabe, in der individuellen Gesamtwertung nach Zeit möglichst weit vorne zu liegen. Der Führende des Gesamtklassements fährt im berühmten Gelben Trikot (französisch: le maillot jaune) und seine große Stärke besteht darin, dass er keine echten Schwächen besitzt.
Er muss in den Bergen ebenso stark sein wie im Zeitfahren sowie bei den einzelnen Etappenankünften. Da die benötigten Zeiten aller Etappen am Ende zusammengerechnet werden, ist das Team meist um ihn herum aufgebaut, um ihn so gut wie möglich vor Angriffen anderer Fahrer zu beschützen.
Entscheidend über den Erfolg des Gesamtklassement-Fahrers ist seine Konstanz über die gesamten drei Wochen. Ein Sturz, ein Defekt, eine schlechte Etappe…und schon kann er in der Gesamtwertung abrutschen.
Die Zeitdifferenz der besten Fahrer lag in der jüngsten Vergangenheit bei lediglich wenigen Minuten, was die TdF auch meist bis zum Ende so spannend macht. Der Gewinn des Gelben Trikots ist nicht nur prestigeträchtig, sondern auch finanziell äußerst lukrativ, da es mit einem Preisgeld von 500.000 € ausgeschrieben ist.
Aktuelle Top Gesamtklassement Fahrer:
Ag2r La Mondiale
- Romain Bardet
Bahrain-McLaren
- Mikel Landa
Trek-Segafredo
- Richie Porte
Bora-hansgrohe
- Emanuel Buchmann
EF Education First
- Rigoberto Uran
- Daniel Martinez
Arkéa-Samsic
- Nairo Quintana
Groupama FDJ
- Thipaut Pinot
Astana
- Miguel Angel Lopez
Team Jumbo-Visma
- Primoz Roglic
- Tom Dumoulin
Team-Ineos
- Bernal
UAE Team Emirates
- Fabio Aru
- Tadej Pogacar
Der Sprinter
Sprinter sind die Männer im Team, die um die Punktewertung fahren, dafür sind Siege bei Flachetappen und Zwischensprints notwendig. Der Führende der Punktewertung fährt im Grünen Trikot (französisch: le maillot vert).
Um den Sprinter gegen Ende der Etappe in eine möglichst gute Ausgangslage zu bringen, werden die finalen Sprints vom Team als Sprintzug aufgebaut, d.h. das Team fährt hintereinander mit hohem Tempo und dem Sprinter an hinterer Stelle. Nach und nach schert der vorderste Fahrer aus dem Verbund aus und der nächste Fahrer hält das Tempo hoch…bis idealerweise ca. 300 m vor dem Ziel der Sprinter als letzter Fahrer in den Wind geht und versucht, den Zielsprint zu gewinnen.
Anders als bei Gesamtklassement Fahrern ist bei Sprintern die Maximalkraft gefragt, daher sind sie meist deutlich muskulöser und dadurch natürlich auch schwerer als die anderen Fahrer im Peloton. Da Sprinter naturgemäß durch ihren „Gewichtsnachteil“ schlechter über die Berge kommen, sieht das Reglement mehr Punkte für den Sieg einer Flachetappe vor – somit haben auch die Sprinter eine bessere Chance auf den Gesamtsieg des Grünen Trikots.
Aktuelle Top Sprinter:
Bahrain-McLaren
- Sonny Colbrelli
Bora-hansgrohe
- Peter Sagan
Cofidis, Solutions Crédits
- Elia Viviani
Israel Start-Up Nation
- Tom Van Asbroeck
NTT Pro Cycling
- Giacomo Nizzolo
- Max Walscheid
Team Total Direct Energie
- Niccolo Bonifazio
Israel Start-Up Nation
- André Greipel
CCC Team
- Matteo Trentin
Lotto Soudal
- Caleb-Ewan
Deceuninck – Quick-Step
- Sam Bennett
Sunweb
- Cees Bol
Trek-Segafredo
- Stuyven Jasper
UAE Team Emirates
- Alexander Kristoff
Der Bergfahrer
Bergfahrer sind die absoluten Kletterexperten im Team. Je steiler und länger der Anstieg, desto besser für sie. Der Führende der Bergwertung fährt im Weißen Trikot mit roten Punkten (französisch: le maillot a pois rouges).
Den typischen Bergfahrer zeichnet eine hohe Leistung pro kg Körpergewicht (Watt/kg) aus. Da gerade bergauf jedes Kilo ein Handicap darstellt (pro kg Körpergewicht müssen etwa 7-10 Watt mehr Leistung aufgebracht werden), sind die Fahrer meist bis auf das letzte Prozent Körperfett austrainiert.
Die Punkte für den Sieg bei einer Bergankunft richten sich nach der Schwere des Anstiegs und ist in Kategorien eingeteilt (Kategorie 4 = leicht bis Kategorie 1 = schwer, des Weiteren gibt es die Kategorie HC (hors catégorie) = außerhalb der Kategorie, worin Anstiege eingestuft werden, die entweder mehr als 1500 Hm oder 1000 Hm mit einer durchschnittlichen Steigung größer als 6,5% überwinden).
Da es gerade bei schweren Anstiegen relativ viel Zeit zu verlieren gibt, muss der Gesamtklassement Fahrer auch ein guter Bergfahrer sein.
Gegenüber dem Sprinter fehlt dem Bergfahrer die Maximalkraft, weshalb die Kletterspezialisten auf Flachetappen meist keine vorderen Plätze belegen.
Aktuelle Top Bergfahrer:
AG2R La Mondiale
- Romain Bardet
Trek Segafredo
- Richie Porte
Bora-Hansgrohe
- Emanuel Buchmann
- Lennard Kämna
EF Pro Cycling
- Rigoberto Uran
- Daniel Martinez
Arkéa-Samsic
- Nairo Quintana
Groupama-FDJ
- Thibaut Pinot
Movistar
- Enric Mas
Team Jumbo-Visma
- Primoz Roglic
- Tom Dumoulin
Team-Ineos
- Egan Bernal
- Richard Carapaz
UAE Team Emirates
- Tadej Pogacar
- Fabio Aru
Bahrain-Mclaren
- Mikel Landa
Der Zeitfahrer
Auch 2018 gibt es bei der TdF wieder zwei Etappen im Zeitfahren, ein Mannschaftszeitfahren und ein individuelles Zeitfahren. Für den Athleten gilt schlicht und einfach der Kampf gegen die Uhr: Wer kann die Zeitfahretappe in der kürzesten Zeit bewältigen?
Neben allen äußeren Vorbereitungen, wie dem Zeitfahrrad, der aerodynamischen Sitzposition und aerodynamischer Kleidung, gilt es hier, mit einem möglichst hohen FTP Wert an den Start zu gehen. FTP (Functional Threshold Power) gibt die maximale Leistung in Watt an, die ein Athlet über den Zeitraum von einer Stunde aufrecht halten kann.
Die Spezialisten im Zeitfahren liegen bei den entsprechenden Etappen nur Sekundenbruchteile auseinander, weshalb diese Etappen auch bis auf die Hundertstelsekunde genau gemessen werden.
Der Athlet bereitet sich seinerseits bereits lange auf solche Etappen vor und überlässt nichts dem Zufall: Er absolviert neben seinem Training viele Tests im Windkanal, um die aerodynamischsten Anbauteile, die optimale Kleidung und die geeignetste Sitzposition zu ermitteln.
Aktuelle Top Zeitfahrer:
Bora-Hansgrohe
- Lennard Kämna
Team Jumbo-Visma
- Primoz Roglic
- Tom Dumoulin
- Tony Martin
Der Kapitän
Der Kapitän des Teams wird bereits vor dem entsprechenden Rennen ernannt. Für das Team gilt es, ihn so gut wie möglich zu unterstützen und das Rennen für ihn zu gestalten.
Da der Kapitän meist der aussichtsreichste Gesamtklassement Fahrer ist, muss er vor Attacken der Konkurrenz beschützt und stets rechtzeitig mit Verpflegung, Getränken und Ersatzteilen versorgt werden.
Wie eingangs erwähnt, muss – wer als Gesamtklassement Fahrer erfolgreich sein will – eine konstante Leistung über die gesamten drei Wochen der TdF aufbringen. Das Team um den Kapitän sorgt genau dafür, indem er die geringste Durchschnittsleistung aufbringen muss, er möglichst oft im Windschatten fahren kann und dass er im Falle eines Defektes oder Unfalls so schnell wie möglich wieder in das Rennen kommt.
Der Kapitän gibt seinen Helfern Anweisungen, wie etwa Lücken zu führenden Gruppen zuzufahren oder ihn in den entsprechenden Situationen zu unterstützen, auch wenn es zum Nachteil des jeweiligen Teamfahrers ist. So sieht man immer wieder Szenen, wo die Helfer ihrem Teamkapitän z.B. bei einem Defekt ihr Vorderrad überlassen, oder wie bei der TdF 2016 gleich das ganze Rad (Geraint Thomas für Chris Froome, Sky).
Bei speziellen Etappen kann auch ein anderer Fahrer zum Kapitän ernannt werden, um für das Team eine bessere Mannschaftswertung herauszufahren. Das passiert jedoch meist nur, wenn der eigentliche Kapitän keine Chance mehr auf das Gesamtklassement hat und die Strategie auf dem Gewinn der Mannschaftswertung oder den individuellen Erfolg eines anderen Teamfahrers ausgelegt ist.
Der Helfer und Edelhelfer
Ausgewiesene Helfer stellen sich in den Dienst ihres Kapitäns und verhelfen ihm zum Erfolg im Gesamtklassement. Häufig besitzen diese Helfer (französisch: domestique) Stärken in einer jeweiligen Disziplin, z.B. am Berg oder im Zeitfahren, aber verfügen nicht über die Stärke, um auf den Sieg im Gesamtklassement zu fahren.
Helfer überwachen die wichtigsten Gegner im Feld, fahren für ihren Kapitän Lücken zu, versorgen in mit Getränken, Nahrung und Ersatzteilen, spenden Windschatten und stellen sich komplett in den Dienst ihres Teams.
Als Edelhelfer werden häufig solche Fahrer bezeichnet, die aufgrund ihrer Stärke zwar um das Gesamtklassement mitfahren könnten, aber dennoch einem Teamkapitän untergeordnet sind. Diesen Edelhelfern wird im Laufe der TdF nach Möglichkeit die Chance auf einen Etappensieg gegeben, um ihre aufopferungsvolle und selbstlose Arbeit zu würdigen.
Der Etappenjäger
Etappensiege bei der Tour de France sind sowohl für den Fahrer als auch für das Team prestigeträchtige Erfolge, die gerne in der Vita aufgeführt werden. Wer eine Etappe beim bedeutendsten Radrennen der Welt gewinnen kann, steht für immer in den Sport-Geschichtsbüchern und steigert ganz nebenbei seinen Marktwert. Klar, dass dieser Status sehr begehrt ist. Darum setzen manche Teams zum Beispiel auf Flachetappen mit Sprintankünften ihre stärksten Sprinter auf den Tagessieg an. Bei der TdF 2017 konnte auf diese Weise der deutsche Sprintspezialist Marcel Kittel ganze fünf Etappensiege einfahren.
Auf längeren Etappen kommt es auch immer vor, dass einzelne Fahrer aus dem Peloton ausreißen und teilweise über 60, 70 oder gar 80 km das Rennen von vorne alleine fahren. Das setzt zum einen die Erlaubnis der sportlichen Leitung des jeweiligen Teams, als auch die entsprechende Physis des Fahrers und die damit verbundene Aussicht auf Erfolg voraus. Bekannt für seine Soloritte war in der jüngsten Vergangenheit der ehemalige deutsche Radprofi Jens Voigt, der auf diese kämpferische Art mehrere Etappen für sich entscheiden konnte und natürlich auch das Publikum begeisterte.
Am Ende einer jeden Etappe entscheidet eine Jury über den kämpferischsten Fahrer im Peloton und ehrt ihn mit der roten Rückennummer (französisch: Prix de la Combativite). Am Ende der Tour wird zudem der kämpferischste Fahrer der gesamten Tour gewählt und mit einem Preisgeld von 20.000 € belohnt. Wer also mit Soloritten und Ausreißversuchen auf sich aufmerksam macht, hat gute Chancen auf diese Wertung.
Der Jungprofi
Die meisten Fahrer brauchen für ihre ganz großen Erfolge eine gewisse Rennerfahrung, weshalb sie meist bei TdF Siegen das Alter von 25 Jahren bereits deutlich überschritten haben.
Um den Nachwuchs entsprechend zu würdigen, wird am Ende der Tour de France der erfolgreichste Jungprofi geehrt. Voraussetzung für den Gewinn des Weißen Trikots (französisch: le maillot blanc) ist die beste Wertung aller Fahrer, die im laufenden Jahr nicht älter als 25 Jahre sind.
In der Geschichte der Tour de France gelang es bis jetzt nur 3 Fahrern, die Tour in einem Alter von unter 25 Jahren – und damit das Gelbe Trikot und das Weiße Trikot gleichzeitig – zu gewinnen: Jan Ulrich im Alter von 23 Jahren (1997), Alberto Contador im Alter von 25 Jahren (2007) und Andy Schleck ebenfalls im Alter von 25 Jahren (2010).
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