Rennräder und Cyclocrosser sehen sich zwar sehr ähnlich, sprechen aber doch unterschiedliche Radsportler an. Dem filigranen, aerodynamischen und sauberen Straßen-Rennrad steht der Cyclocrosser mit seinen Schwerpunkten gegenüber: Matsch, Kampf und Fahrtechnik. Da sich das klassische Rennrad in jüngster Vergangenheit mehr in Richtung Alltags- und Offroadtauglichkeit entwickelt hat, gibt es größere Überschneidungen mit dem Cyclocrosser. In den Zeiten von Gravelbikes hat der Cyclocrosser zwar etwas an Beliebtheit eingebüßt, hat aber im wettkampforientierten Radsport immer noch seine Daseinsberechtigung. Für welche Zwecke du ein Rennrad wählen solltest, wann ein Cyclocrosser die richtige Wahl ist und worin die Unterschiede dieser beiden Bikes liegen, haben wir für dich in diesem Beitrag zusammengestellt.
❓ Asphalt- oder Geländeflitzer?
Der typische Rennradfahrer ist zum größten Teil auf Asphalt unterwegs und meidet schlechte Wegstrecken oder gar Schotter- und Waldböden. Für diesen Zweck gibt es die junge Rennrad-Generation der Gravelbikes, die sich in diesem Bereich deutlich wohler fühlen und deren Ausstattung auf diese Bedingungen ausgelegt ist. Das klassische Rennrad ist ein auf das Wesentliche reduzierte Sportgerät mit Fokus auf geringem Gewicht, starkem Vortrieb und maximaler Performance auf der Straße. Schmale, profillose Reifen und eine sportlich-aerodynamische Sitzposition sind weitere Merkmale dieser Bike Kategorie.
Der Cyclocrosser ist ein geländetaugliches Bike und von der Positionierung zwischen Rennrad und Mountainbike anzusiedeln. Es verzichtet jedoch anders als die MTBs für ein geringes Gewicht und maximalen Vortrieb auf jegliche Federelemente. Als reines Wettkampfgerät konzipiert, sind für die Einsätze in eigenen Wettkampfserien UCI Regeln einzuhalten, wie zum Beispiel die zulässige Reifenbreite von max. 33mm. Eine sehr sportliche Geometrie mit kompakter Sitzposition und profilierter 28 Zoll Bereifung sind weitere charakteristische Merkmale dieser Bike Kategorie.
Für die Auswahl des richtigen Bikes solltest du dir über den Einsatzbereich klar werden: Fährst du größtenteils auf der Straße, erreichst du mit dem Rennrad sicherlich die beste Performance. Bist du jedoch gerne und oft im Gelände unterwegs, dazu bei jedem Wetter und allen Jahreszeiten, möchtest aber auf die sportliche Ausrichtung eines Rennrades nicht verzichten, kann der Cyclocrosser die richtige Wahl für dich sein.
Im folgenden Text haben wir die charakteristischen Merkmale beider Bike-Typen für dich aufgelistet:
🚴 Was ist ein Rennrad?
Rennräder sind leichte und schnelle Sportgeräte mit einem breiten Einsatzgebiet und es gibt sie je nach Ausrichtung mit unterschiedlichen Schwerpunkten. In den Kategorien Aero, Race, Endurance und Allroad findest du vom robusten Trainingsrad bis zum wettkampftauglichen High-End Renner beinahe alles, was deinen Anforderungen und Wünschen entspricht.
Rennräder eignen sich im alltäglichen Training für Fahrten aller Art – von den langen und ruhigen Grundlageneinheiten, über längere Einsätze im Rahmen von Gruppenfahrten oder RTFs bis hin zu intensiven Belastungen im Entwicklungsbereich.
Reifen: Da das Rennrad größtenteils auf der Straße bewegt wird, ist die Bereifung auf niedriges Gewicht und wenig Rollwiderstand ausgelegt. Reifenbreiten von 23 bis 28 mm sind aktuell üblich, wobei sich die breiteren Reifen zugunsten des Komforts gerade bei Langstreckenfahrern durchzusetzen scheinen. 28“ Zoll große Laufräder und profillose Reifen sind üblicher Rennrad-Standard.
Übersetzung: Je nach Einsatzbereich wird das Rennrad mit einer passenden Übersetzung ausgestattet. Eine Kompaktkurbel mit 50/34 Kettenblättern vorne beschreibt die ideale Besetzung für den Hobbysportler, während hinten in der Regel Ritzel mit den Abstufungen von 25-11 bis 32-11 verbaut werden – in dieser Konfiguration ist das Rennrad nahezu für alle Streckenprofile geeignet. Eine weitere Kettenblattoption ist die 53/39 Variante für Tempofahrten, flaches Terrain und gut trainierte Radsportler, sowie die noch junge Semi-Kompaktkurbel, die mit 52/36 die Mitte zwischen Kompakt- und klassischer „Heldenkurbel“ darstellt.
Bremsen: Die Scheibenbremse am Rennrad war lange Zeit Grund intensiv geführter Diskussionen unter Radsportlern, was sich jedoch mittlerweile dank einheitlicher Standards und technischer Ausgereiftheit weitestgehend gelegt hat. Die meisten Hersteller bieten ihre Modelle sowohl mit Scheiben- und Felgenbremse an und überlassen somit die Entscheidung dem Käufer: Leichte Fahrer in flachen Terrain greifen weiterhin zur leichten und einfach aufgebauten Felgenbremse, wogegen sich schwerere Fahrer und Fahrer in bergigem Gelände auf eine zuverlässige und witterungsunabhängige Bremsleistung der Scheibenbremse verlassen können.
Sitzposition: Grundsätzlich sitzt du auf allen Rennrad Typen sportlich – wie sportlich, wird von der Ausrichtung des Bikes bestimmt, die du anhand des Stack-to-Reach (StR) ablesen kannst. Ein Wert kleiner als 1,45 steht für eine sportlich gestreckte Sitzposition, Werte zwischen 1,45 und 1,55 für eine gemäßigte Sitzposition und Werte größer als 1,55 stehen für eine komfortable Geometrie.
Rennradfahrer lassen alles Überflüssige am liebsten weg: Schutzbleche, Ständer und Gepäckträger kosten nur Gewicht und Luftwiderstand, deshalb werden solche Teile nur selten an sportlich genutzten Rennrädern verbaut. Bei einer erforderlichen Beleuchtung wird in der Regel auf leichte und einfach zu entfernende Steckbeleuchtung gesetzt.
❌ Was ist ein Cyclocross Bike?
Cyclocrosser vereinen die Eigenschaften von Rennrad und Mountainbike und eignen sich hervorragend für Fahrer, die sportlich in leichtem Gelände fahren wollen. Rein in den Wald, matschige Pisten hoch und runter, querfeldein über Wiesen und Schotter, dazu Tragepassagen mit geschultertem Rad – mit einem Cyclocrosser ist Spielen im Dreck angesagt!
Reifen: Die Breite der meist stärker profilierten Reifen liegt zwischen 32mm und 35mm, bei Cyclocross-Rennen nach UCI-Reglement sind max. 33mm breite Reifen zugelassen. 28“ Zoll große Felgen sind durchweg Standard.
Übersetzung: Cyclocrosser verfügen meist über eine robuste Schaltung mit kleinen Gängen für steile Anstiege und harte Antritte. Wenn Zweifachkurbeln verbaut sind, sind meist die Abstufungen 46/36, 44/34 und 42/32 üblich, hinten kommt in der Regel eine 11-25 oder 11-28 Kassette zum Einsatz. Die auch im Cyclocross Bereich immer häufiger verbaute Einfachkurbel wurde aus dem MTB Bereich übernommen und bietet auch hier die gleichen Vorteile: Ein geringeres Gewicht durch weniger Bauteile und somit eine reduzierte Wartungs- und Pannenanfälligkeit bei gleichzeitig einfacherer Bedienung.
Bremsen: Im Cyclocross Sport hat sich aufgrund der überlegenen Bremsleistung unter nassen und schmutzigen Bedingungen die Scheibenbremse als Standard etabliert – je nach Qualitätsstufe mechanisch oder hydraulisch betätigt. Nur noch an wenigen Modellen der untersten Preiskategorie finden sich die einfachen, aber technisch überholten Cantilever-Bremsen, die zwar wartungsärmer sind, aber mit der Scheibenbremse in puncto Bremsperformance und Standfestigkeit nicht mithalten können.
Sitzposition: Cyclocrosser besitzen eine sportliche, aber kompaktere Sitzposition als das klassische Rennrad, was sich durch ein kurzes Oberrohr und häufig auch ein kurzes Steuerrohr zeigt. Ein Stack-to-Reach-Wert von ausgewogenen 1,5 bis gestreckten 1,35 kennzeichnen die eher sportlich ausgelegte Geometrie.
Ein weiteres charakteristisches Merkmal für einen Cyclocross-Rahmen ist sein auf der Unterseite abgeflachtes Oberrohr, damit das Rad bei Tragepassagen bequem geschultert werden kann. Extern verlegte Bowdenzüge verlaufen bei diesen Rahmen deshalb auf dem Oberrohr.
Cyclocrosser sind vom Grundkonzept her Wettkampgeräte und haben aufgrund ihrer sportlichen Auslegung den Fokus auf geringes Gewicht und maximalen Vortrieb. Durch ihre Robustheit werden Cyclocrosser von Rennradfahrern gerne als Trainingsrad für die Herbst- und Wintermonate, sowie als schnelles Pendlerrad genutzt.